Neues von der Hostel Baustelle: Und es wurde Dach!
Willkommen zurück auf der Hostel Baustelle, wo es in den letzten Wochen wieder etwas schleppend voran ging. Schleppend eher subjektiv, denn eigentlich haben wir seit der Gipsdecke und den Fliesen in den Hostelzimmern so einiges erreicht. Wie immer waren es widrige Umstände, die alles ein bisschen schwieriger gemacht haben. Doch beginnen wir von vorne.
Die beiden Zimmer des Hostelgebäudes hat Sven mittlerweile fast fertig gefliest, inklusive Sockel und Fugenmasse. Es fehlt nur noch ein bisschen Silikon und einige Details rund um die Türen. Währenddessen haben Lisa und ich die Wände mit weißer Grundierungsfarbe gestrichen. Da unsere selbstgebauten Baugerüste deutlich zu groß und unhandlich für den Innengebrauch sind, mussten wir dazu auf Leitern herum hampeln.
Das ständige rauf- und runterklettern sowie das herum balancieren auf den oberen Stufen, war nicht gerade angenehm. Doch schlimmer geht immer. Die Gipsfugen an der Decke ließen wir deshalb von einem Arbeiter abschleifen, der danach ziemlich weiß und staubig war. Und auch die Grundierungsfarbe an der Decke ist mittlerweile aufgepinselt. Soviel mal zum Inneren des Gebäudes.
Die insgesamt 13 Betonsäulen auf denen das Gebäude ruht, waren nach wenigen Monaten im panamaischen Klima schon teilweise vermoost und von Flechten bedeckt. Höchste Zeit also für mich, eine schützende Lackierung aufzupinseln. Unter dem Gebäude herumzukriechen und zwischen stacheligen Pflanzen und Bauschutt diese Säulen anzumalen, war natürlich auch ein toller Job.
So richtig spannend wird es dann beim Malen der Außenseite, wo wir in durchaus schwindelige Höhen müssen. Doch für solche Details haben wir momentan keine Zeit. Stattdessen war Sven mit Helfern schon seit geraumer Zeit damit beschäftigt, den Dachstuhl am Küchengebäude fertigzustellen. Im letzten Beitrag habe ich von den vollendeten Betonträgern berichtet, auf welche jetzt noch die Dachschräge aufgemauert werden musste.
Der Tag an dem wir beginnen konnten das Dach zu decken, schien mir nicht mehr allzu fern. Es sah so aus als ob nicht mehr viel fehlte und ich war schon ganz wild darauf, die ersten Schrauben durch das Wellbetondach zu jagen. Doch dieses musste erstmal bestellt und geliefert werden. Also ging es an einem Samstag ab nach Santiago, wo wir im Baumarkt unseres Vertrauens die Dachelemente samt Metallprofilen und anderen Baumaterialien bestellten.
Wir staunten nicht schlecht, als bereits am Montagnachmittag der LKW vor dem Tor stand. Damit hatten wir kaum gerechnet und waren relativ schlecht vorbereitet. Platz freigeräumt hatten wir schnell, doch der lange LKW kam einfach nicht um die erste Kurve zwischen den Palmen durch. Immer und immer wieder versuchten wir es, bis wir schließlich damit begannen, die knapp 2,5 Tonnen Zement per Schubkarre ins Lagerhaus zu befördern.
Die Jungs vom Lieferservice waren das aber gewohnt, und erledigten die Schlepperei noch bevor der Regen einsetzte. Bei den 22 fast 4 Meter langen Wellbetondächern stellte Wasser zwar keine Gefahr mehr dar, das Abladen gestaltete sich da allerdings nicht so einfach. Ein geeigneter Lagerplatz war nicht in Reichweite und um die Dinger nicht mitten auf die Straße zu legen, entschieden wir uns dazu, sie auf dem Hänger zwischenzulagern.
Die Metallprofile legten wir an den Straßenrand. Bis zum Dachdecken sollte es ja nicht mehr allzu lange dauern. Die Dachschräge war mittlerweile fast fertig aufgemauert und musste noch begradigt werden. Sven verwendet in solchen Fällen gerne die große Flex mit der Diamantscheibe, um eine saubere Linie aus den Blöcken herauszuschneiden.
Sehr schön sieht es ja aus, doch der Aufwand ist hoch und so ganz ungefährlich ist es auch nicht. Und es wäre nicht eines unserer Gebäude, wenn da nicht wieder ein extravagantes Detail hervorstechen würde. Über dem freistehenden Betonträger rund um den überdachten Außenbereich, sollte der Dachstuhl nämlich seitlich offenbleiben und für kühlenden Wind unter dem Dach sorgen. Dazu mauerten wir an den Seiten nur die Auflagepunkte des Dachstuhls mit runden Betonfüllsteinen auf.
Anschließend ging es ans zuschneiden, ausrichten und zusammenschweißen der einzelnen Metallprofile. Eine langwierige und komplizierte Sache, denn alle Teile sollten natürlich optimal ausgerichtet und im richtigen Winkel befestigt werden. Eigentlich ist das ja alles auch machbar und gar kein Hexenwerk, die äußeren Umstände waren aber wieder einmal herausfordernd.
Es ist Ende November und man merkt bereits den Klimaumschwung von der Regenzeit in Richtung Trockenzeit. An manchen Tagen wurden wir jedenfalls vom Regen vertrieben, der gerne mal in 30-minütigen Abständen runterkam. Schweißen ist blöd im Regen und wenn Sven dann zum dritten oder vierten Mal schubkarrenweise Werkzeug auf die Baustelle und wieder zurückgeschoben hat, war die Motivation verständlicherweise irgendwann weg.
An anderen Tagen wiederum war der Himmel blau und keine Wolke in Sicht. Trotz extremer Hitze arbeitete Sven im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Erbrechen. Gut ist das natürlich auch nicht, doch nach fast zwei Wochen Hitze und Regen, waren wir dann endlich soweit, die Wellbeton Dachelemente auf den Dachstuhl heben und anschrauben zu können. In knapp anderthalb Tagen schafften wir es, die insgesamt 28 Dachelemente mehr oder weniger gut ausgerichtet zu installieren.
Eine tolle Leistung und ein lang ersehnter und gut sichtbarer Fortschritt. Auch das extravagante Design des Gebäudes kommt jetzt schon sehr gut zum Vorschein. An der Vorderseite werden wir später übrigens noch ein weiteres Dach anbringen. Wir dem auch sei, von nun an können wir auch an der Küchenbaustelle bei Regen und Sonne arbeiten, ohne nass zu werden oder uns anzukotzen. Wunderbar.
In der Zwischenzeit wurden schon alle Vorbereitungen für das Betonieren der ersten Bodenplatte getroffen. Wie immer müssen bald auch wieder zahlreiche Wasser-, Strom- und Netzwerkleitungen verlegt werden. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Mehr davon im nächsten Beitrag!