Das hängende Kloster und die Yungang-Grotten

27.04.2015

Obwohl der eiskalte Wind ununterbrochen durch die Jurte zog war die Nacht sehr erholsam. Geweckt wurde ich von der Schafherde der Familie. Aufgestanden bin ich zwei Stunden später. Zum Frühstück gab es chinesisches Brot, hartgekochte Eier, süße Reissuppe, salzigen Tee sowie die Reste des gestrigen Schafs. Danach hieß es Abschied nehmen von unserer Gastfamilie und ab in den Minibus. Erneut ging es querfeldein und später vorbei an tausenden Windmühlen und etlichen Touristensiedlungen.

innere-mongolei

Als wir auf der Spitze eines Hügels angekommen waren, zischte es auf einmal hinten links und einer der Reifen war platt. Mit vereinten Kräften wurde das Rad gewechselt und ein paar Minuten später konnten wir die Reise fortsetzen. In einer Stadt namens Darhan Muminggan schauten wir uns noch einen Tempel an und setzen uns dann in ein Restaurant zum Mittagessen. Es schmeckte zwar lecker, aber eine knappe Stunde später Mitten im nirgendwo verspürte ich den starken Drang nach einer Toilette. Es half alles nichts, ich war sozusagen gezwungen in die Steppe zu kacken. Gesagt, getan, halb so schlimm. Oder sogar besser als manch chinesisches Klo…

Gegen Abend erreichten wir schließlich Hohhot, die Hauptstadt der Inneren Mongolei, wo wir einen Zug nach Datong bestiegen. Die knapp 4 Stunden im Schlafabteil waren sehr gemütlich und wir tauschten unsere besten Reisegeschichten aus. Danach ging’s ab ins Hong Qi Grand Hotel, wo es nach 3 Tagen Katzenwäsche endlich wieder duschen und richtige Toiletten gab. Was für eine Wohltat.

 

28.04.2015

Das Hotel stellte sich als echtes Luxushotel heraus, das Frühstücksbuffet am Morgen war ein herrlicher Kontrast zum mongolischen Schaf. Wenig später ging es in einen Minivan und ab zu den Yungang-Grotten. Dabei handelt es sich um buddhistische Höhlentempel, welche während des 5. und 6. Jahrhunderts aus dem Sandstein herausgearbeitet wurden. Die 53 Grotten, Nischen und die über 51.000 Buddha Statuen sind ein tolles Beispiel chinesischer Steinmetzkunst. Sie wurden im Jahr 2001 in die Liste des Weltkulturerbes eingetragen.

Yungang-Grotten

Es war auch wieder ein wunderschöner Tag und bei strahlendem Sonnenschein spazierten wir den Weg entlang zu den Grotten, wo in letzter Zeit viele zusätzliche Tempelanlagen entstanden. Es war ein bunter Mix aus alt und neu, entlang des Shi Li Flusses. Jede Grotte und vermutlich auch jeder einzelne Buddha hat eine Bedeutung und eine Geschichte, für Interessierte verweise ich an dieser Stelle gerne auf den zugehörigen Wikipedia-Eintrag.

Nachdem wir mehr oder weniger alles gesehen hatten, ging es zurück in den Minibus und weiter zum Hängenden Kloster. Zwei Stunden später waren wir dort angekommen und staunten nicht schlecht, als wir das mitten in eine Felswand gebaute Kloster erspähten. Es wurde im 6. Jahrhundert erbaut und liegt in dem Gebirge Heng Shan, einem der fünf Heiligen Gebirge in China.

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Die 40 winzigen Hallen und Pavillons wurden entlang der Gesteinskonturen in die Steilwand gebaut, natürliche Vorsprünge und Aushöhlungen dienen zur Abstützung. Die einzelnen Teile sind durch kleine Gänge, Brücken und Gehsteige miteinander verbunden. Interessant ist auch dass die gut sichtbaren Stützpfeiler keine tragenden Elemente sind, sondern nur um den Besuchern das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, angebracht wurden. Mit meinen 192cm hatte ich teilweise große Mühen mich durch die waghalsig anmutenden Strukturen zu bewegen. Trotzdem ein tolles Erlebnis und ein weiteres Beispiel dafür, wozu Menschen in der Lage sein können.

Doch die Mühen waren nicht ganz selbstlos und der Ort des Klosters wurde natürlich nicht zufällig ausgewählt. Denn je schwieriger oder unerreichbarer ein Kloster angesiedelt ist, umso mehr wird es anscheinend durch die Götter geschätzt. Als der Vorschlag zum Bau des Klosters gemacht wurde, soll es kaum jemand für möglich gehalten haben. Ein Baumeister namens Zhang nahm die Herausforderung schließlich an und willigte ein, die Aufgabe zu übernehmen.

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Das hängende Kloster beherbergt natürlich auch wieder zahlreiche Bronze-, Eisen-, Ton- und Steinstatuen. Außerdem ist ein riesiges Relief, das den Tathagata-Buddha darstellt, oberhalb der hölzernen Struktur in die Felswand gemeißelt. Als wir unsere Runde abgeschlossen hatten war es bereits später Nachmittag und wir machten uns auf den Weg zurück in die Stadt.

Abends ging es in eines der beliebtesten Restaurants der Stadt, welches wir nach einem 20-minütigen Fußmarsch erreichten. Ich brauche nicht zu erwähnen dass wir wieder die Attraktion schlecht hin waren. Ich warte nur noch auf den ersten Verkehrsunfall den wir verursachen, weil sich die Menschen auf Fahrrädern, Mopeds und in den Autos nach uns umdrehen.

Zurück beim Hotel setzten wir uns in das kleine Café und bestellten eine Runde Bier. Was dann geschah habe ich nicht einmal ansatzweise kommen sehen. Irgendwie hatten meine Reisekumpels von meinem Geburtstag am vergangenen Sonntag Wind bekommen und eine Geburtstagstorte organisiert. Ich bekam eine Krone aufgesetzt und es wurde gesungen. Ach wie schön. Da fahre ich extra ans andere Ende der Welt um diesem Wahnsinn zu entgehen und nun das.

geburtstag

Überraschungsparty 🙂

Egal das war ja eigentlich ganz lieb und diesen Geburtstag werde ich wohl so schnell nicht wieder vergessen. Vielen Dank nochmal an Andy, Patrick, Deanna, Madeleine und Wayne!

 

gadventures
Dieser Beitrag beschreibt Teile der G Adventures Tour
Hidden China & Inner Mongolia

 

 

2 Antworten

  1. „von meinem Geburtstag am vergangenen Sonntag Wind bekommen“ – na denn, alles Gute auch von mir … 🙂

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