La Buena Vida en Santa Fe: Unsere Erfahrungen mit der Infrastruktur
Nach einigen Monaten im Land haben wir mittlerweile auch so unsere Erfahrungen mit der panamaischen Infrastruktur gesammelt. Und die funktioniert hier am Lande eigentlich verhältnismäßig gut, besonders für die Menge an Geld welche dafür aufgewendet wird.
Panama erzeugt seinen kompletten Strom aus erneuerbaren Energien, wovon ca. ein Drittel auf Wärmekraft und der Rest fast ausschließlich auf Wasserkraft entfällt. Abseits der großen Trassen verlaufen auch sämtliche andere Stromleitungen weitestgehend Oberland. Die Hausanschlüsse werden vielfach über wackelige Konstruktionen realisiert, Stromzähler und Sicherungskasten sind entweder an der Außenseite des Hauses oder an der Grundstücksgrenze montiert. Alle paar hundert Meter hängt einer dieser „Mülltonnen“-Transformatoren an den Strommasten.
Ja, das aus den USA importierte 120V-Netz ist schon sehr schlecht. Es ist ein hässlicher Strom, der hier mit starken Schwankungen durch die Kabel fliest. Die Glühbirnen flackern, wenn die Nachbarin abends um halb 10 ihren Dildo anmacht. Ausfälle im Sekundenbereich gibt es täglich, längere Stromausfälle über mehrere Stunden kommen alle zwei Wochen mal vor. Irgendwo fällt dann halt mal ein Strommast um oder ein Trafo explodiert. Wenn wir die 60km nach Santiago fahren, sehen wir eigentlich fast jedes Mal irgendwo entlang der Strecke Reparaturen oder Erweiterungen am Stromnetz.
Ja und man gewöhnt sich daran, nur an etwa 29 Tagen im Monat Strom zu haben. Vor allem muss man sich bewusst sein, wofür man hier überhaupt Strom braucht. Die Leute sagen üblicherweise auch nicht Strom, sondern wörtlich „Licht“ dazu. Ja genau, Licht. Und der Kühlschrank ist wichtig. Alle paar Tage das Handy oder Notebook aufladen, oder ab und zu die Waschmaschine anmachen reicht eigentlich auch. Gekocht wird mit Gas, das Haus heizen oder kühlen braucht man nicht, genauso wenig wie heißes Wasser. So kommt es auch, dass ein normaler Hausanschluss oft nicht mehr als 5.000 Watt hat. Unsere Stromrechnung für einen 4-Personen Haushalt liegt so auch im einstelligen Bereich.
Die Wasserversorgung wird außerhalb der Ballungszentren nicht von staatlichen Stellen organisiert, sondern von Privatleuten oder Gemeinschaften installiert und betrieben. Die Wasserleitungen sind aus dünnem Plastik und werden üblicherweise auf oder nur knapp unter der Erde verlegt. Kleinere Rohrbrüche sind an der Tagesordnung, größere Probleme gibt es alle paar Wochen. Die Reparatur wird dann oft innerhalb von Stunden durchgeführt. Hier beim Miethaus haben wir einen großen Tank auf dem Hügel, von wo aus das Wasser in der Nachbarschaft verteilt wird.
Durch unseren Garten führen mehrere Wasserleitungen, und bei starkem Regen und hohem Druck im Tank platzen diese dann gerne mal auseinander. Die Reparatur ist denkbar unkompliziert. Fluchen, zusammenstecken und zwei Stunden warten bis es wieder auseinanderfliegt. Solange das bei uns im Garten passiert, haben wir wenigstens die Möglichkeit überhaupt etwas zu machen.
In den letzten Wochen hatten wir leider vermehrt Probleme mit der Zuleitung zum Tank, und so gab es oft stunden- und tagelang kein oder nur wenig Wasser aus dem Hahn. Und das ist dann im Gegensatz zu fehlendem Strom richtig lästig. Wenn man am frühen Morgen erst mal einen Eimer Wasser anschleppen muss, um sein Morgengeschäft loszuwerden. Andererseits finde ich das alles gut, denn so können wir aus den Fehlern anderer lernen und auf unserer Finca eine bessere Wasserversorgung bauen.
Wenn man denn überhaupt grade Wasser hat, gibt es heißes Wasser im ländlichen Panama nur selten. Die einfachste Lösung sind elektrische Duschköpfe mit integriertem Durchlauferhitzer. Die blanken Stromkabel sind immer ein netter Anblick beim Duschen. Und eine Erinnerung daran, dass ein FI-Schutzschalter hier technisch bedingt gar nicht funktionieren kann, und deswegen auch nicht existiert. Tja, hier in Panama ist eben die kalte Dusche für die Weicheier und die heiße für die Mutigen 🙂
Ein zentralisiertes Abwassersystem oder eine Kläranlage gibt es nur in den großen Städten, hier am Land finden noch die klassischen Sichergruben Verwendung. Die Toilettenspülung wird in einen unterirdischen Tank geleitet, wo die Feststoffe abgeschieden werden und das vorgeklärte Wasser überläuft und versickert. Das restliche Abwasser kommt zumindest am Miethaus direkt in den Garten, wo es quasi den Hügel runterrinnt. Die Hühner freuen sich jeden Morgen über die Essensreste aus der Küchenspüle.
Zu guter Letzt noch ein paar Worte über die Straßen. Die wenigen Kilometer vom Miethaus zum Grundstück sind super in Schuss, die Schlaglöcher muss man da wirklich suchen. Fährt man allerdings von da weiter Richtung Süden nach Santiago, wird es immer schlimmer bis sie abschnittsweise eher einem Schlachtfeld denn einer Straße gleicht.
Anscheinend wird der Belag nur einmal jährlich zur Beginn der Trockenzeit richtig repariert. Sobald es dann wieder anfängt heftig zu regnen, kann man förmlich dabei zusehen wie die Straßen immer löchriger und holpriger werden. Naja, wir sind mal auf nächstes Jahr gespannt. An der Brücke von Santa Fe Richtung El Pantano, welche wir mehrmals täglich passieren, gab es vor einigen Wochen einen kleinen Unfall. Seitdem waren die Brückengeländer verbogen.
Nun dürft ihr zwei Mal raten wer die wieder zusammengeschweißt hat. Mit unserem Generator und Schweißgerät, ohne Arbeitsgenehmigung, aber im direkten Auftrag der Regierung. Die Bezahlung erfolgte in Bier, was man unserem Helden bei der Rückfahrt am Beifahrersitz auch ein bisschen ansah. Der wahre Lohn dürfte dabei deutlich höher ausfallen, denn die zahlreichen vorbeifahrenden Einwohner Santa Fe’s haben nun alle gesehen, wie aufopferungsvoll sich die Alemannen hier um die Infrastruktur kümmern.
Wer weiß, im nächsten Beitrag hat Sven dann vielleicht schon seine Straßenbau Firma eröffnet. Vielleicht in Kombination mit einer Brauerei? Wir werden sehen, bis bald! 🙂
Lieber Simon, habt ihr schon mal darüber nachgedacht euch selbst einen Brunnen zu bohren auf eurem Grundstück? Wasserader finden ist ja nicht so das Problem.
Hi Joza. Natürlich haben wir darüber nachgedacht und werden wir auch machen. Allerdings ist die Straße momentan zu neu und noch zu wenig gefestigt, als das wir eine 15 Tonnen schwere Bohrmaschine da lang fahren wollen. Der Brunnen wird voraussichtlich im März gebohrt. LG Simon