Aufenthaltsgenehmigung für Panama: Ein Erfahrungsbericht
Es war Anfang 2016 und nach monatelangem suchen, lesen und recherchieren war es einigermaßen klar: Ich wollte umziehen und zwar nach Panama. Und während manche Länder sämtliche Grenzkontrollen komplett abgeschafft haben, sind die Dinge in Panama ganz altmodisch geblieben. Dort braucht man einen Reisepass, viele andere Dokumente, einen Haufen Geld und noch dazu eine Menge Geduld, um eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten.
Irgendwie klar, dass dieser Punkt meine oberste Priorität war. Und so kontaktierte ich schon von Österreich aus einen kompetenten und hilfsbereiten Anwalt in Panama City, der mir per E-Mail sämtliche Fragen beantwortete und mir dabei half, alle nötigen Dinge zu organisieren. Grundsätzlich bekommt man die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung als Österreicher in Panama aber relativ einfach. Es gibt mehrere Wege dahin, die Anforderungen und Zielgruppen der Visa sind unterschiedlich, doch für mich war das Friendly Nations Visa optimal.
In Panama ist die Arbeitslosenrate seit Jahren extrem niedrig, im Land herrscht de facto Vollbeschäftigung. Es fehlt an Arbeitskräften und vor allem an qualifiziertem Personal, Facharbeitern und Unternehmern. Das Friendly Nations Visa soll nun genau diese Leute anlocken, was es in meinem Fall auch gemacht hat. Die Anforderungen dazu sind überschaubar. Ein Reisepass hilft auf jeden Fall, unterstützend hinzu kommt ein zweites Dokument wie Führerschein oder Sozialversicherungskarte.
Dann braucht man natürlich einen aktuellen Strafregisterauszug, denn im Gegensatz zu europäischen Ländern, werden Kriminelle und Verbrecher in Panama nicht aufgenommen. Ein Ehepärchen müsste noch die Hochzeitsurkunde vorlegen und falls man Kinder hat, werden die Geburtsurkunden benötigt. Diese Dokumente müssen allerdings alle apostilliert sein, was in meinem Fall einen Besuch beim Landeshauptmann erforderte.
Das um und auf für das Friendly Nations Visa, ist außerdem die Absicht, in Panama zu investieren bzw. unternehmerisch tätig zu werden. Dazu kann man Mehrheitsanteile an einer panamaischen Firma haben, oder selber gleich eine gründen. Da ich mich sowieso seit langem Selbstständig machen wollte und seit Jahren nach einer passenden Gelegenheit suchte, war die jetzt wohl gekommen. Und so wurde noch im Februar 2016 – mehr als zwei Monate vor meinem ersten Besuch in Panama – meine Firma gegründet und ins Register eingetragen.
Eine weitere Bedingung für das Visum war ein panamaisches Bankkonto mit einem Guthaben von mindestens 5000 US Dollar. Und wie es der Zufall wollte, wurden grade genau in dem Moment die Panama Papers veröffentlicht, als ich ein Bankkonto eröffnen wollte. Schon zu Hause war klar: Das wird nicht einfach werden. Die panamaischen Banken, unter Druck gesetzt von sogenannten „Journalisten“ und lächerlichen schwarzen Listen, sahen sich genötigt, umfangreiche und schikanöse Prüfungen durchzuführen.
Meine Liste mit fehlenden Dokumenten wurde immer länger, doch machbar war es alles irgendwie schon. Die Bank wollte mehrere Referenzschreiben. Anscheinend um zu belegen, dass ich wirklich existiere. Eines besorgte ich von meiner aktuellen Bank, ein anderes holte ich von einem langjährigen Geschäftspartner und als dritte Referenz musste ein Arbeitszeugnis herhalten. Die üblichen Sachen wie Strom- und Handyrechnungen kamen noch dazu.
Dem Anwalt schickte ich digitale Kopien aller Unterlagen, die er vorab amtlich beglaubigt auf Spanisch übersetzen ließ und alles andere soweit möglich vorbereitete. Ja und dann war es soweit. Ende April 2016, von außen gesehen war es ein Urlaub wie jeder andere, doch meine Agenda für den Besuch in Panama war keineswegs gefüllt von Erholung und Entspannung.
Am ersten Tag nach der Ankunft hatte ich einen Termin im Büro des Anwalts. Mit dem Taxi kam ich dort ganz leicht hin, und als ich dann über eine Stunde gewartet hatte, realisierte ich schließlich, dass ich die falsche Zeitzone eingestellt hatte. Naja, es war nur eine Stunde. Es ging munter weiter mit Zetteln ausfüllen und irgendwann machten wir uns dann auf den Weg zur Bank. Die Situation war durchaus lustig, denn der Staat forderte als Bedingung für das Visa ein Bankkonto, und die Bank gibt natürlich keine Konten an Ausländer ohne Aufenthaltserlaubnis. Da beißt sich die Katze in den Schwanz würde man meinen.
Aber irgendwie muss es den Leuten ja auch klar sein, dass es so nicht funktionieren kann. Und siehe da, nach einem Haufen Papier waren wir am nächsten Level angekommen. Nun ging es darum, der Bank irgendwie zu beweisen, dass mein Geld weder aus Drogenhandel noch aus Waffengeschäften oder Schleusertätigkeiten stammte. Zwei Jahre meiner Lohnzettel und als Sicherheit noch die Kopie des letzten Monats, reichten dann wohl irgendwie aus. Und das wohlgemerkt um lächerliche 6000 US Dollar einzahlen zu können.
Aber schließlich musste ja ganz genau darauf geachtet werden, und vor allem bei einem so großen Fisch wie mir. Was die machen, wenn einer dieser widerlichen Geldsäcke mit veruntreuten Millionen aus Steuergeldern dort auftaucht, will ich gar nicht wissen. Wahrscheinlich besser so, denn wenig später wurde mir mitgeteilt, dass meine Firma im Firmenbuch zwar ordentlich registriert und eigentlich alles gut ist, mein Name aber nicht richtig geschrieben sei.
Ja, eine Warnung an alle Personen mit Umlaut im Namen: Achtet darauf, dass diese zuverlässig und durchgehend gleich geschrieben sind. Denn während die Banken und Behörden in Europa aus dem „ä“ ein „ae“ machen, wird es in Panama zu einem normalen „a“. Zumindest bei der Bank. Im Firmenregister stand „ae“ und somit war ich klarerweise nicht dieselbe Person. Lange Rede kurzer Sinn: Der Firmeneintrag musste geändert werden.
Mehrere hundert Dollar Kosten, eine Woche Wartezeit. Und ich kurz davor den Security zu entwaffnen und alle Arschlöcher in dieser Bank zu erschießen. Stattdessen bin ich dann lieber doch zu Stefan auf die Finca Bayano gefahren. Nach meiner Rückkehr in die Stadt war dann die Firma umgeschrieben und die Bank freundlicherweise bereit, mir endlich meine Bankkarte und die Bestätigung über die erforderlichen 5000 US Dollar in meinem Konto auszuhändigen.
Damit und mit einem Berg anderer Zettel, wurde ich dann schließlich zum Migrationsamt begleitet. Viele Stunden Wartezeit, noch ein paar Zettel mehr und am Ende des Tages war es endlich soweit: Ich bekam meine temporäre Aufenthaltsgenehmigung ausgehändigt. Das Foto auf dieser Karte demonstriert meine grenzenlose Motivation und Freude, in diesem hässlichen, stinkenden und fensterlosen Kellergeschoss den ganzen Tag rumsitzen zu dürfen.
Doch das Ziel war erreicht. Nach zwei Wochen mit Behördengängen, viel Geduld, und noch mehr Geld, hatte ich schließlich die beiden kleinen Plastikkarten in der Hand. Vor lauter Freude und Euphorie hätte ich zum Schluss doch fast ein Bild meiner Kreditkarte veröffentlicht 🙂
Gekostet hat mich die ganze Aktion samt Firmengründung knapp 4500 US Dollar. Sehr witzig ist die detaillierte Kostenliste des Anwalts, denn dort wird doch tatsächlich ein sogenannter „Repatriation Deposit“ verlangt. Der panamaische Staat kassierte von mir nämlich eine Kaution über USD 800, um mich im Bedarfsfall auf meine eigenen Kosten abschieben zu können. Was soll man dazu sagen? Weitsichtig, einfach nur genial!
Ja, der erste Teil war geschafft, und von meinem zweiten Aufenthalt in Panama mit Makler, Grundstückskauf und so weiter, werde ich in einem anderen Beitrag berichten. Bis dann!