Casita Simon: Der ewige Dachstuhl

Ein bisschen mehr als eine Woche ist vergangen und wir sind wieder mal zurück auf der Baustelle der Casita Simon. Nach gefühlt ewigem schweißen, ist der Dachstuhl komplett fertig und Isais arbeitet gerade an den letzten Details, bevor wir die Dachhaut installieren können. Das hintere Ende des Giebeldachs erinnert mich nun tatsächlich ein wenig ans Opernhaus in Sydney. Doch beginnen wir von vorne.

Oder besser gesagt von hinten. An der Rückseite des Hauses, wo sich die Terrasse und darüber der Balkon befindet, brauchte mein Giebeldach ja einen entsprechenden Überstand. Der Balkon sollte schließlich noch überdacht sein. Das Spitzdach endet unten allerdings beinahe auf Bodenniveau des Balkons, wo dann die Schleppdächer der Terrasse beginnen.

Um den Balkon nun nicht in einen unansehnlichen Tunnel aus Dächern zu verwandeln, hatte ich da etwas geplant. Oder besser gesagt nicht geplant. Die Idee war, das Spitzdach nach hinten hinaus leicht abzuschrägen und wie ein Segel über den Balkon zu spannen. Wenn der Dachüberstand zum Boden hin abnimmt, kann man außerdem noch seitlich zum Balkon hinaussehen.

So der Gedankengang. Da ich diese Entscheidung aber nicht am Computer, sondern lieber in der echten Welt treffen wollte, musste ich ein wenig improvisieren. Zu groß war mir das Risiko, dass am Computer abgemessene Winkel und Längen dann in echt doch nicht so sind, wie man sich das vorgestellt hat. Viel lieber würde ich auf dem Balkon stehen, eine Schnur spannen, sehen, überlegen und dann entscheiden.

Also musste der Überstand zu Beginn zumindest so groß sein, dass mir am Schluss noch alle Möglichkeiten offenbleiben. Die Stahlprofile sind ja recht flexibel. Abgeschnitten und angeschweißt hat man sie recht schnell. Für das was nach europäischer Bauweise die Dachlatten wären, verwende ich ein und dieselben C-Profile wie für den Rest des Daches.

Dafür aber hochkant und nur in einfacher Ausführung. Um den Überstand am hinteren Ende ausreichend zu dimensionieren, kombinierte ich zwei jeweils 6 Meter lange Stahlprofile zu einem 12 Meter langen Monsterprofil. Die Überstände – 1 Meter nach vorne und rund 3 Meter nach hinten – bepinselte ich vor der Installation noch mit der üblichen Metallschutzfarbe.

Und dann ging es darum, dieses elend lange Stahlding exakt dahin zu befördern, wo es angeschweißt werden sollte. Der Anfang war besonders schwierig, da wir überhaupt keine Möglichkeit hatten, das Stahlprofil irgendwo zu befestigen. Der Winkel des Giebeldachs ist außerdem so steil, dass es ungesichert direkt wieder herunterfallen würde.

Mit Hilfe von Seilen und ausreichend Muskelkraft schafften wir es dann, einige kleine Schweißpunkte zu setzen und das erste Profil provisorisch zu befestigen. Und sobald es nicht mehr unmittelbar herunterzustürzen drohte, konnte ich es in aller Ruhe ordentlich ausrichten und verschweißen. Der erste Schritt war gesetzt und von da an wurde es wieder einfacher.

Zumindest etwas. Nun rechnete ich den Abstand der verbliebenen fünf Profile aus und sägte zwei Holzstücke als Abstandshalter zurecht. Alles was wir nun noch tun mussten, war die Abstandshalter an das jeweils letzte Profil zu legen, das nächste darüber zu heben und es mit Schraubzwingen zu fixieren. Dann konnte geschweißt werden und das ganze begann von vorne.

Das alles klingt jetzt einfacher als es ist, denn mit jedem Stahlprofil nahm natürlich auch die Höhe zu. So arbeiteten wir erst mit einem Gerüst, dann mit der langen Leiter und am Schluss mit zwei Gerüsten übereinander. Da unsere Eigenbau Gerüste zwar sehr stabil, aber alles andere als handlich sind, hatte ich schon vor geraumer Zeit ein kleineres Gerüst mit Rollen im Baumarkt gekauft.

In weißer Voraussicht habe ich dann vor ein paar Wochen ein zweites Exemplar und einen zusätzlichen Gerüstkorb liefern lassen. So war es möglich, auch in über 5 Metern Höhe komfortabel und sicher zu arbeiten. Das Gerüst konnte ich dabei in Windeseile und ohne Hilfe verschieben. Ein großer Vorteil. So entstand dann Stück für Stück der Dachstuhl.

Zuerst hatten wir die linke Seite fertig und wenige Tage später auch die rechte. Stahlgerippe wo man hinsieht. Um die Enden der C-Profile geschickt zu verstecken und dem Dach eine optische Einrahmung zu geben, schweißte ich wieder eine Blende darüber. Das exakte Abmessen und vor allem die Installation waren eine Herausforderung. Doch mit ein wenig Unterstützung meisterten wir auch das.

Als nächstes ging es auf die Rückseite. Dort musste ich für die beiden Stützen am Balkon eine Zwischenverstrebung einfügen und diese mit den Stahlrohren verschweißen. So bekommt der doch recht lange Überstand ein wenig mehr Stabilität und wird später hoffentlich nicht im Wind flattern. Nun war der Moment gekommen, auf den Balkon zu klettern und den Winkel für den schrägen Dachüberstand zu bestimmen.

Mit einer Schnur klappte das recht gut und passend abgeschnitten waren die Stahlprofile auch schnell. Beinahe zwei Tage verbrachten wir dann aber mit dem Bau und der Installation einer passenden Blende. Durch die schrägen Winkel war das ganz schön knifflig und auch die Lage in zwei Metern Höhe über dem Balkon machte die Sache nicht einfacher.

Das Gerüst stellten wir auf eine Schichtholzplatte über das Schleppdach hinaus, um den Überstand in der Höhe überhaupt erreichen zu können. Mit der letzten Schweißnaht war das Kunststück fertig. Aus Richtung Fluss gesehen, erinnert mich das Segel über dem Balkon nun tatsächlich ein wenig an das Opernhaus in Sydney. Ach ja, das waren noch Zeiten.

Die letzten Schweißnähte an der Spitze des Segels, waren der denkbar unangenehmste Teil der ganzen Arbeit. Gleichzeitig aber auch fast der Letzte. Alles was nun noch fehlt, ist ein bisschen Lack und wir können endlich die Dachhaut installieren.

Ich freue mich drauf, bis bald!

5 Antworten

  1. Markus sagt:

    Wow! Ist schon beeindruckend, wie ein Dachstuhl das Bild des ganzen Hauses erst prägt. Man fühlt sich unter diesem Stahlkonstrukt wahrscheinlich jetzt schon behütet, auch ohne Dachhülle.
    Gibt mir auch wertvolle Inspirationen für mein eigenes Dach. Ach, wäre es nur schon so weit…

    Liebe Grüße

    Markus

  2. Gerhard sagt:

    Hy Simon,
    schaut echt cool aus – mal etwas anderes 🙂 Ich frage mich ob es in Panama in
    Kürze eine Knappheit bei Stahlprofilen gibt, da Simon Unmengen davon verschweißt 🙂

    SG, Gerhard

  3. Michael sagt:

    Ja, sieht spektakulär aus – ich frage mich nur woher man 12m lange Holz-Dachlatten bekäme, würde man das in Holz bauen. 😉
    6m lange Dachlatten sind schon sportlich.

    In Holz wären das 3 Dächer die völlig unabhängig voneinander wären.

    Zur Oper in Sydney:
    „Die Baukosten der Oper erhöhten sich während der Bauphase um den Faktor 14,3 und die Fertigstellung verzögerte sich um mehrere Jahre.“
    Wollte es nur kurz erwähnen …

    • Simon sagt:

      Oh das wusste ich nicht haha. Ne also die Baukosten erhöhen sich nicht wirklich unplanmäßig, alles noch im Rahmen eines Tiefgaragenplatzes in Dornbirn. Fertigstellungstermin hab ich nicht mal einen. Es ist fertig wenn’s fertig ist 😀

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