Casita Simon: Von Bewehrungsstahl bis C-Profilen

Willkommen zurück auf der kleinen Baustelle der Casita Simon, wo sich in den letzten Wochen sichtlich fast nichts verändert hat. Viel Arbeit und Material habe ich allerdings in die Vorbereitungen der nächsten Bauabschnitte gesteckt, wovon ich euch in diesem Beitrag berichten möchte.

Auf der Baustelle stehen unverändert die 12 Stahlpfosten mit Punktfundamenten im Schlamm, der komplette Stahlrahmen ist nun mit Querbalken verschweißt und die Umrisse der Zwischenetage sind gut erkennbar. Im nächsten Schritt wollte ich eigentlich direkt den Dachstuhl und das Dach bauen, um Bodenplatte und Wände komfortabel überdacht von Regen und Sonne geschützt bauen zu können.

Dieses Vorhaben stellte sich aber als recht schwierig heraus, da der Untergrund einfach zu uneben ist um unsere Gerüste doppelt übereinandergestapelt aufzubauen. Der Dachfirst liegt immerhin in knapp 5,5 Metern Höhe, da ist ein sicherer Stand durchaus von Vorteil. Leider war Isais auch fast den ganzen Mai im Krankenstand. Er hatte eine schlimme Entzündung an der Hand und musste sich erstmal ordentlich erholen.

Um nicht den ganzen Tag faul herumzusitzen, entschied ich schließlich die Zeit zu nutzen und zu tun was ich irgendwie alleine tun konnte. Da waren als erstes die Bewehrungskörbe für das Streifenfundament die relativ aufwändig herzustellen sind. Bewehrungsstahl und Draht hatte ich schon angeschafft und um den Aufwand zu reduzieren auch 100 Stück maschinell vorgebogene Bügel. Ein echter Panamese würde das alles von Hand schneiden und biegen, was wir in der Vergangenheit auch schon gemacht haben.

Die Bügel sowie die vier Längsstangen bestehen jeweils aus 9,5mm Stahl, ca. alle 30 Zentimeter befindet sich ein Bügel. Bei rund 30 Meter Gesamtlänge sind das theoretisch 400 Kontaktpunkte, an denen ich die einzelnen Elemente mittels Draht miteinander verbinden musste. Für eine der Straßenkreuzungen wo wir Wasser- und Stromrohre unter der Fahrbahn verlegt haben, bastelte ich damals mit Lisa auch schon einen kleinen Bewehrungskorb.

Wie das geht war also grundsätzlich klar, es ist auch handwerklich keine allzu große Herausforderung. Das herumhantieren mit den schweren 9 Meter langen Stangen war allerdings nicht so prickelnd und nach ein paar Stunden halb gebückt herumhampeln und die blöden Drähte festzurren hat man halt irgendwann genug.

Trotzdem schaffte ich es in zwei gemütlichen Tagen knappe 30 Meter Bewehrungskorb herzustellen. Für die Umrisse sollte das ausreichen, doch um auch die Bodenplatte richtig ordentlich im Streifenfundament zu verankern, fehlte es noch an passenden Bügeln. Diese machte ich aber selber und noch dazu aus dickem 12,7mm Stahl.

Erst sägte ich mit der Metallkappsäge die passenden Stücke zurecht und verwendete anschließend Svens selbstgebaute Eisenbiegestation, um 90 Grad Winkel herzustellen. Auch das war rasch und mit Hilfe der Hebelwirkung auch leicht erledigt. So und nun war es soweit, alles was es noch zu tun gab war mehr oder weniger Schweißarbeit.

Recht am Anfang unseres Panama Abenteuers habe ich einmal zu schweißen versucht, doch es ziemlich schnell wieder aufgegeben. Irgendwie war das nichts für mich. Mal sehen, vielleicht hat sich das ja geändert. Was es in erster Linie zu tun gab war das verschweißen von Stahlprofilen. Wir verwenden 10x5cm große C-Profile für Dachstühle, erhöhte Bodenplatten und vielem mehr. Es sind die sogenannten Carriolas, ein Standardmaterial im panamaischem Hausbau.

Um in bestimmten Situationen die Belastbarkeit zu erhöhen kombiniert man nun gerne zwei dieser C-Profile zu einem quadratischen Doppel-C, auch Doppelcarriola genannt. Aus diesen Doppelcarriolas sollten auch Teile meines Dachstuhls entstehen, weshalb ich eine ganze Menge davon brauchte. Das nur 1,52mm dicke Material war jetzt nicht unbedingt geeignet um schweißen zu lernen, doch nochmal versuchen wollte ich es auf jeden Fall.

Als ersten müssen die beiden 6 Meter langen C-Profile natürlich ordentlich ausgerichtet und fixiert werden, wofür wir auch schon ein Werkzeug gebaut hatten. Damit sich das Material beim Schweißen nicht zu stark verzieht muss behutsam vorgegangen werden. Erst ein kleiner Schweißpunkt in der Mitte, dann an den Enden und dasselbe nochmal von der anderen Seite.

Wenn die Ausrichtung passt kann dann alles verschweißt werden. Natürlich braucht es dazu keine durchgehende 6 Meter lange Schweißnaht, ein Punkt alle 15-20cm ist dabei vollkommen ausreichend. Ja und nun ist es schwer zu sagen wer mehr überrascht ist. Ich oder ihr. Fest steht das Schweißen ging mir doch recht locker von der Hand.

Mit E6011er Schweißstäben und 58 Ampere brutzelte ich den ganzen Tag vor mich her. Brutzeln deshalb weil das was ich da mache mit echtem schweißen vermutlich wenig zu tun hat. Den Zweck erfüllen meine Punktschweißverbindung aber ganz sicher auch so. An einem zugegebenermaßen doch recht langen Tag, verschweißte ich ganze 96 Meter C-Profile zu 48 Metern Doppelprofilen. Das sind rund 550 Schweißpunkte.

Tja, hätte mir dass jemand vor ein paar Jahren vorhergesagt, hätte ich ihn doch glatt für verrückt erklärt. Doch für die richtig wichtige Arbeit musste ohnehin wieder Sven ans Werk. Für das Sparrendach meines Hauses sollten jetzt aus den von mir vorbereiteten Doppelcarriolas vier Sparren mit jeweils 3 Metern Höhe und 7,8 Metern Spannweite werden.

Da wir keine so gigantische Arbeitsfläche haben, musste ich auf der Straße vor dem Lagerhaus etwas improvisieren. Sobald Sven aber den ersten V-förmigen Sparren fertig hatte, konnten wir diesen als Auflage für die anderen verwenden. Um die Stabilität weiter zu erhöhen, schweißten wir außerdem kleine Kehlbalken ein. Nach Abschluss der Schweißarbeiten reinigte und lackierte ich alle Teile. Seitdem liegen sie nun in der Gegend verstreut rund ums Lagerhaus.

Um die Installation zu vereinfachen werden wir uns jetzt erstmal den Streifenfundamenten und der Bodenplatte widmen. 80 Sack Zement und 15 Kubik Yard Sand liegen schon bereit, Isais ist wieder bei bester Gesundheit. Es kann losgehen. Ich freu mich drauf, bis bald!

8 Antworten

  1. Piero sagt:

    Ein Ober- oder Unterländer. Ich mag das Fohrenburger. Mohren ist zu bitter.
    In Wien oder Züri musst garantiert schauen ob was billiges kriegst. Sicher
    Wenn Du Bretter willst würd ich in Kanada schaun. Ich hatte hier einen
    Nachbar aus Kanada (Schweizer) der hat dort die Sägerei gekauft
    die vorher Pleite gemacht hat. Kanadier können das, amis sind zu
    dumm dazu – mit denen Bretterbuden die die bauen… So was würd
    bei Dir keine 2 Jahre halten. Servus

    • Simon sagt:

      Ich bin ehrlich gesagt kein großer Biertrinker. Als Kind erzählte man da aber Geschichten. Unterm Fohren Einhorn stehen zwei Eimer, einer vorne und einer hinten. Vorne geht das Mohren rein und hinten kommt das Fohren raus 😀

  2. Armin HInterauer sagt:

    Tja. Scheinbar baust du für die Ewigkeit. Respekt. Das hält Ewig und 5 Jahre wie man bei uns sagt.
    Alles Gute und weiterhin viel Freude beim Werkeln.

  3. Piero sagt:

    „Kostet soviel wie ein Tiefgaragenplatz“. lol, der ist gut!
    Aus welchem Bundesland bist du? Tirol, Vorarlberg? Salzburg?
    Ein Bagger buddelt das Fundament und hilft beim einlegen
    der Bewehrung.
    Holzbau macht schon Sinn gerade oder auch wegen der Erdbeben. Die
    besten Bauten entsprechen der japanischen Stufe 7. https://youtu.be/NAdUo95ZmGo
    Da wackelt nichts
    mehr, es schwingt mit. Und baut man mit Holz muss es HT sein,also
    heat trated, dass heisst es ist resistent. Chemisch behandelte Hölzer
    haben nie die resistenz als wie richtig geschlagenes gelagertes und
    behandeltes Holz. Ich habe vor langer Zeit eine Lehre als Metallbau-
    schlosser angefangen nach 2 Jahren – also in der Mitte – war ich dann
    überzeugt dass doch eher Holz mein Material ist. Item
    Scheint mir da ist in Panama noch Potenzial für Baumaschinen…??
    Ich meine jetzt nicht den Chinamist, was besseres wie Volvo Yanmar
    Hyundai etc, obwohl, eine Baufirma will ich jetzt doch nicht eröffnen.

    • Simon sagt:

      Aus Vorarlberg, da musst du dich noch umschauen so einen günstigen Parkplatz überhaupt zu finden.

      Ja du sagst es ja selber, wenn Holz dann muss es richtig behandelt sein. Sowas ist hier schwer zu bekommen und wenn dann zu einem horrenden Preis. Das macht es für mich sehr unattraktiv.

  4. Simon sagt:

    Die Panamesen bauen ein Haus mit einem Eimer voller Werkzeuge. Man merkt einfach die westliche Welt ist viel zu verwöhnt und verweichlicht. Kran? Pustekuchen. Wenn man bedenkt, dass mein Haus fertig eingerichtet in etwa soviel kosten wird wie ein Tiefgaragenparkplatz in meiner alten Heimat, wird der Unterschied halt auch deutlich.

    Mig/Mag? Hier hantiert doch keiner mit Schutzgas. Ein Schweißgerät gibts ab $40 und der passende Helm um $5. Damit wird gearbeitet. Und es funktioniert wie man sieht. Unser Schweißgerät kann das zwar und eine Gasflasche haben wir auch, doch bisher haben wir das nur für den Bau des Anhängers verwendet. Alles andere geht auch so.

    Holzhaus in den Tropen? Sehr schwierig, nicht mein Fall. Das Stahlbetonhaus wird mich überleben, ein Holzhaus ist eventuell schon nach ein paar Jahren zum Termitenbau mutiert. Zumal es keinesfalls billiger ist mit Holz zu bauen. Gutes Holz kostet Geld und ist schwer zu bekommen. Einen Bretterverschlag wie bei den Indianern will ich ja auch nicht unbedingt.

  5. Piero sagt:

    Schwerstarbeit. Und das bei der Hitze. Ein Bagger und Kran würde
    das doch wesentlich erleichtern. Bei eurer dauerbaustell ist kaufen
    billige als wie mieten, nein?
    Elektroden schweissen tut man doch nur dickes Material. Bei den
    Blechen ist da Mig/Mag nicht besser?
    Wieso kein Holzbau? Ist leichter und absorbiert die UV-Einstrahlung
    der Sonne besser – platz für Photovoltaik. Dann hast du ausfallsicher
    heit gleich mit. Du bist echt mutig Simon

  6. Michael sagt:

    Der Vorteil eines eben eingerichteten Bauplatzes und deine schweißtreibenden Schweißarbeiten sind unbezahlbar. Respekt.

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