Casita Simon: Von Schreibtisch bis Couchtisch
Willkommen zurück in der Casita Simon, wo ich mittlerweile mein kleines Büro eingerichtet habe. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten nimmt auch das Wohnzimmer langsam Gestalt an. Es wird nicht mehr lange dauern und dann habe ich die Einrichtung komplett fertiggestellt. Selbstgemacht versteht sich. Naja, zumindest größtenteils.
Eines der wichtigsten Möbelstücke für meine Bedürfnisse ist zweifelsohne der Schreibtisch. Als zentralen Teil des Wohnzimmers habe ich ihn in früheren Entwürfen recht simpel und mit dem Rücken zum Wohnraum geplant. Doch die Idee gefiel mir gleich aus mehreren Gründen nicht mehr. Erstens brauche ich deutlich mehr Platz und zweitens sitze ich nicht gerne mit dem Rücken zur Raummitte. Also überlegte ich mir eine andere Anordnung für mein Wohnzimmer.
Heraus kam ein L-förmiger Schreibtisch, den ich in die Ecke neben das Sofa stellen werde. Von dort habe ich das Wohnzimmer, die Eingangstür und die Küche im Blick. Perfekt. Gleichzeitig wird er als eine Art Raumtrenner fungieren. Den ganzen Büro Kram samt Kabeln und Zetteln, werde ich hinter einer Blende aus Cañas verstecken. Soweit der Plan.
In der Praxis musste ich erst meine Schreinerei wieder aktivieren. Auch das benötigte Holz musste ich mir noch zusammensuchen. Die aufgrund der Grippewelle stillgelegten Sägewerke, nach Hause geschickten Hafenarbeiter und sich stauenden Containerschiffe, machten das Ganze nicht einfacher. Am liebsten hätte ich den Schreibtisch natürlich mit den dicken Holzbohlen gebaut, aus denen auch die Küche und meine selbstgebaute Treppe bestehen.
Beim Preisvergleich kam ich zum Schluss, dass ich ihn dann genauso aus Elfenbein und Blattgold bauen könnte. Also beschloss ich, stattdessen kleinere Brettchen zu kaufen und diese zu einer großen Platte zu verbinden. Die Maße änderten sich dadurch zwar ein bisschen, doch in meinen Plänen war ich ziemlich flexibel. Nach einer Fahrt mit dem Hänger nach Santiago, ging es schließlich in die Werkstatt.
Als erstes baute ich den L-förmigen Rahmen, welchen ich aus massiven Kanthölzern zusammenschraubte. Im nächsten Schritt folgten die Füße sowie die Rahmenkonstruktion für die Caña Blende. Die Größe und Proportionen fühlten sich gut an, mein geplanter Schreibtisch scheint also auch in der Praxis brauchbar zu sein.
Dann kam das wichtigste, nämlich die Tischplatte. Diese fertigte ich aus insgesamt acht Einzelteilen, indem ich sie nacheinander von oben auf den Rahmen schraubte. Nicht sehr elegant aber der Weg führt durchaus zum Ziel. Nur für das Eckstück brauchte ich ein breiteres Stück Holz, das ich glücklicherweise in einem Stapel Reststücken finden konnte.
Sämtliche Unebenheiten, Fugen und Schraubenlöcher versiegelte ich im nächsten Schritt mit einem speziellen Holzkitt. Er versiegelt zwar wunderbar, hinterlässt dabei aber leider oberflächliche Verunreinigungen auf dem Holz. Die sieht man so eigentlich kaum, doch spätestens mit der Lackierung werden sie wie bunte Flecken hervorstechen.
Und da weder der Rahmen noch die Bretter 100% plan waren, rentierte sich die nachfolgende Schleiforgie umso mehr. Die Fächerscheibe auf der Flex ist dabei mein liebstes Werkzeug. Im Gegensatz zu Sandpapier kann ich damit richtig Material abtragen und so zum Beispiel in Windeseile abgerundete Kanten und Ecken zaubern.
Als die grobe Arbeit mehr oder weniger erledigt war, lasierte ich die untere Rahmenkonstruktion im gewohnten dunkelbraunen Ton. Die Tischplatte und der obere Rahmenteil bleiben dagegen in Naturoptik. Ein toller Kontrast, der sich auch schon im restlichen Haus an der Treppe und dem Geländer bewährt hat.
Zum Schluss kam der mühsamste Teil der Arbeit. Aus rund 100 Caña Teilen fertigte ich die Sichtschutzblende für den Schreibtisch, ähnlich wie ich es vor einigen Monaten bei der Verkleidung des Geländers im Obergeschoss gemacht habe. Stundenlanges abmessen, sägen, schleifen, bohren und anschrauben war angesagt.
Irgendwann war auch das erledigt und ich widmete mich wieder der Tischplatte. Mit viel Klarlack und Schleifpapier veredelte ich die Oberfläche. Dabei verwendete ich denselben glänzenden Lack, der auch für die Küchenarbeitsplatte zum Einsatz kam. Ja und dann war der Schreibtisch fertig und bereit für seinen Einsatz. Dazu musste er natürlich noch rein ins Haus.
Meine Schiebetür wäre grade noch groß genug gewesen für die mächtige Holzkonstruktion. Um jetzt aber nicht noch auf den letzten Metern entweder die Tür oder den Tisch zu beschädigen, nahm ich kurzerhand die gläsernen Türelemente aus ihrem Rahmen. Und da stand er nun an seinem Platz, mein selbstgemachter Schreibtisch.
Für das Wohnzimmer hatte ich schon vor einiger Zeit eine Couch und einen Sessel bestellt. Wie so oft in Panama, war das allerdings wieder ziemlich problembehaftet. Die Couch auf dem Bild im Onlineshop und die Couch die geliefert wurde, war schlicht und einfach nicht dasselbe Produkt. Mehr als die Anzahl Füße hatten sie eigentlich nicht gemeinsam.
Nach tage- und wochenlangem koordinieren, kam die Firma das falsche Sofa allerdings kostenlos wieder abholen und retournierte mir auch meine Zahlung. Meinem Wohnzimmer half das allerdings nicht, denn eine Couch hatte ich im Endeffekt immer noch keine. Bis ich was Passendes finden konnte, vertrieb ich mir die Zeit mit dem Bau eines Couchtischchens.
Nachdem der Schreibtisch ja nicht allzu schlecht geworden ist, versuchte ich es diesmal ein wenig anders. Die Tischplatte schraubte ich von hinten an und verwendete natürlich proportional dünnere Kanthölzer für den Rahmen. Den Rest erledigte ich wie gehabt und freute mich wenig später über einen wunderschönen selbstgemachten Couchtisch.
Eine mehr oder weniger passende Couch bekam ich zum Schluss auch noch nach Santa Fe geliefert. Ende gut, alles gut. Das Wohnzimmer samt Schreibtisch sieht jetzt jedenfalls schon spitze aus. An den Details fehlt es noch, doch der Stil gefällt mir sehr gut. Ursprünglich hatte ich ja die wahnwitzige Idee, einen Schreibtisch aus Melaminplatten zu bauen. Ha ha ha. Wie hässlich und unpassend für mein Haus das doch geworden wäre.
Tja, für den Moment bin ich zufrieden und werde mich bald mit dem nächsten Projekt zurückmelden. Jetzt fehlt es mir nur noch an einem Esstisch. Aber dazu mehr beim nächsten Mal. Bis dann!
Perfekt !
Wow! Fantastisch!!!!
Hoffentlich kann man bald wieder fliegen, denn ich haette hier auch ein paar kleinere Tischlerarbeiten fuer dich!!!
Super Arbeit Simon!!