Driving through the Nullarbor

28.01.2011

Der letzte Tag vor der großen Wüste, mit 38°C meiner Meinung nach auch zu heiß zum Autofahren. Nur noch dreckige Klamotten im Beutel, die ideale Gelegenheit um nochmal ein paar Unterhosen zu waschen 🙂

Also suchten wir uns entlang des Flinders Hwy eine geeignete Übernachtungsstelle mit Toiletten und fließend Wasser. Gefunden haben wir dann den Coodlie Park Farm Retreat mit dem Slogan „Surprisingly different“. Das sollte sich noch als Wahr herausstellen. Dort angekommen haben wir einen 20L Kanister Wasser zum Waschen bekommen und einen kleinen Plan wie man zum Strand kommt. Dort hieß es „easiest way to beach“. Also lenkte ich CeeJay wieder einmal querfeldein über Feldwege und Trampelpfade. Die „Straße“ wurde immer schlechter bis wir das Gefühl hatten wir würden durch einen Steinbruch fahren. Nach unerträglichen 30 Minuten kamen wir am sogenannten Sunset Point an, dem „Beach“ hier. Es war aber eher kein Beach sondern eine Klippe – ideal für Selbstmörder. Also gefrustet wieder zurück ins Auto und ab zur Camping Area. Dort habe ich meine Wäsche gewaschen und wir haben mit reichlich Wein noch sehr gelacht über den „easiest way to the beach“…

Achja, das Klo im Coodlie Park wird glaub ich zum Züchten von Fliegen verwendet. Davon habe ich sogar ein Video gemacht, denn so viele Fliegen an einem so kleinen Ort habe ich noch nie gesehen. Wenigstens die Dusche war ok, schön kühl und erfrischend. Meine Wäsche habe ich auch noch gewaschen, ich glaube aber sie war danach noch dreckiger. Entweder kommt das vom Waschmittel oder weil sie mir während dem trocknen auf den Boden gefallen ist…

simon-waesche-waschen

 

29.01.2011

Am frühen, kühlen morgen haben wir uns nichtsahnend auf den Weg gemacht, ohne zu wissen, dass das der schlimmste Tag überhaupt werden sollte…

Nach einigen Kilometern entdeckten wir eine Braune Tafel mit der Aufschrift „Dolphins“ und einem Pfeil nach links. Spontan entschlossen wir uns ein paar Delphine anzuschauen und bogen in die Schotterstraße ein. Nach 20 Kilometern fragten wir uns wie weit es denn noch gehen würde, bis wir nach 40 Minuten und ca. gleichvielen Kilometern am „Ziel“ ankamen. Dort gab es weder Dolphins noch sonst irgendwas. Total angepisst und sauer stiegen wir wieder ins glühend heiße Auto und fuhren retour. Diesmal in nur 20 Minuten. Ich bin drauf gekommen, dass CeeJay mit 100km/h über die Schlaglöcher hinweg springt, und es im Endeffekt weniger holpert als mit 40km/h.

Am Highway angekommen fuhren wir noch mal die paar Meter zur Tafel zurück, nur rein interessehalber, und entdeckten, dass da in der Zwischenzeit wohl jemand Fuck You auf die Tafel geschrieben, und die Dolphins durchgestrichen hatte. Wir fragten uns was Menschen nur zu solch sinnlosem Vandalismus treibt…

baird-bay-fu

Wir fuhren also weiter zum letzten kleinen Örtchen vor der Wüste, genannt Ceduna. Die Hitze war mittlerweile unerträglich und einfach nur unbeschreiblich geworden. Unser Thermometer im Auto geht nur bis 50°C und hat an diesem Tag die Skala gesprengt. Mit letzter Kraft konnten wir uns noch in den klimatisierten Supermarkt retten, wo ich gleich den Plan schmiedete, unsere Matratze reinzutragen und da drin zu übernachten. Leider war das nicht möglich und so beschränkten wir uns aufs Einkaufen. Nach langem Überlegen was wir denn brauchen haben wir eine Packung Würstchen und eine Flasche Sirup gekauft. Und waren abgekühlt 🙂 Die letzte Station war noch das Information Center, wo ich den letzten Post schnell per Copy & Paste reinkopiert habe, und meine Schwester um 5 Uhr morgens aus dem Bett geklingelt habe 🙂  Sorry, hab mich verrechnet!

Nach einem kurzen Lunch am Meer wollten wir noch ein paar Kilometer weiterfahren, um auf einem gratis Campingplatz zu übernachten. Im Auto wurde es so heiß das wir fast gestorben sind und in letzter Minuten hielten wir auf einem Parkplatz, holten die Liegestühle heraus und bedeckten unsere Körper mit 5kg Eis aus dem Esky. Es war schön, wunderschön, aber innerhalb von Sekunden war die Haut wieder trocken und heiß, und wir sahen keinen anderen Weg, als von diesem gottverlassenen Ort wegzufahren.

Nochmal ein paar Kilometer weiter kam Penong. Bestehend aus einer Tankstelle, einem kleinen Hotel und einem Campingplatz. Wir mieteten uns auf dem Campingplatz ein und stellten CeeJay in den Schatten. Das sollte es gewesen sein oder? Ohhh nein…die Duschen am Campingplatz waren einfach nur heiß, egal ob man am Cold oder Hot Wasserhahn gedreht hat, ich bekam fast einen Anfall in dem kleinen Duschhäuschen. Dann saßen wir da im Schatten, es war immer noch über 40°C heiß, und das Schlimmste war dass die Luft einfach nur stand. Kein Wind, nicht mal das kleinste Lüftchen. Der Schweiß rinnt dir überall herunter, die Ameisen klettern dir überall rauf, die Fliegen sitzen dir im Gesicht, die Mücken warten schon bis es dunkel wird. Darüber hinaus haben wir entdeckt, dass das komplette Bett mit Sand und Dreck überzogen war, wir also heute in unserer eigenen Matschsuppe schlafen würden. Ich schwöre euch, ich habe mir noch nie so oft in so kurzer Zeit den Tod gewünscht.


Da wir beide unter diesen Bedingungen keine  Lust verspürten, den Gasherd rauszuholen geschweige denn irgendwas zu kochen, gingen wir zum Abendessen rüber ins Hotel. Für gutes Geld gab es dort echt gutes Essen und vor allem kaltes Bier. Übrigens hatte uns jemand ein paar Tage zuvor empfohlen hier ein Bier trinken zu gehen. Lustig das es noch wirklich so gekommen ist.

 

30.01.2011

Der Tag an dem ich mich endgültig in Michele verliebt habe. Nach einer schlaflosen Nacht sind wir um 7 Uhr morgens losgefahren, mit dem Ziel so schnell und so weit wie möglich voranzukommen. In dieser Gegend wollten wir definitiv nicht länger als wirklich nötig bleiben.

Das Thermometer kletterte wieder bis an die Schmerzgrenze, selbst mit Klimaanlage machte das keinen Unterschied. Nach zwei Stunden übergab ich das Steuer an Michele. Das erste Mal das sie mit CeeJay gefahren ist. Und sie wollte gar nicht mehr damit aufhören. Eine Stunde, zwei Stunden….zehn Stunden. Im Ernst! Wir sind über 1000km weit gekommen, und das mit 90km/h wohlgemerkt…bei 1,88$ pro Liter mag man den Sprit nicht verschwenden, und CeeJay wär wohl in die Luft gegangen wenn wir mit 120km/h gefahren wären.

australia-outback-highway

Alle 200km kam ein Roadhouse bzw. eine Ortschaft mit abenteuerlichem Namen und ein- oder zweistelligen Bevölkerungszahlen. Wir haben über 15 Liter Wasser getrunken, die, wie ich das Gefühl hatte, direkt wieder durch meine Haut rausgelaufen sind. Im Sitz war eine kleine Pfütze. Aber als Beifahrer kann man sich schön zurücklehnen, Handtücher in die Fenster klemmen und sich so vor der Sonne verstecken. Außerdem war ich zuständig für die Unterhaltung. Mit Netbook und FM-Transmitter macht das auch echt Spaß. Und ich kann der Firma Asus versichern, dass ihre Eee PC’s auch bei 50°C im Outback Australiens funktionieren. Gegessen haben wir während dem Fahren, aus der Dose in den Mund. Erbsen, Bohnen, Ravioli,  Butter Chicken, Fruchtsalat…hatte auch alles die richtige Temperatur um direkt gegessen zu werden.

In Eucla mussten wir die Frucht- und Obstkontrolle über uns ergehen lassen. Die Leute waren aber ganz nett, hatten nichts zu beanstanden, und wir konnten gleich wieder weiter fahren.

Nach einigen hundert Kilometern hinter Eucla kamen wir an die längste gerade Strecke Australiens. Genannt 90 Mile Straight, was knapp 147 km sind. Der Himmel begann sich zu verdunkeln und überall zogen schwarze Wolken auf. Innerhalb von Minuten fiel die Temperatur um 20°C und wir konnten endlich wieder durchatmen. Am nächsten Parkplatz machten wir halt und kochten die Würstchen von gestern. Rund um uns herum hatte sich eine beeindruckende Szenerie aufgebaut. Überall waren Gewitter, Blitze über Blitze, man hätte denken können wir sitzen in der Disco. Unser Camp blieb aber noch trocken und wir konnten einen eiskalten Becher Wein genießen. Starker, kühler Wind, keine Ameisen, keine Fliegen, keine Moskitos. Das Paradies schlechthin.

ceejay-90mile

Ich sagte schon oft „Wir sind mitten im nirgendwo“, aber diesmal hat es wirklich gestimmt. Es gibt wohl keinen einsameren Ort auf dieser Welt. Einige Minuten später, direkt nach dem Zähneputzen, begann es dann auch unmittelbar neben uns zu blitzen und zu donnern. Wundervoll dieser Naturbass 🙂

Michele fürchtete sich vor Jeepers Creepers, und so gingen wir schließlich in den Van und kuckten noch einen Film. Die Nacht war dank dem Regen wunderbar kühl und erholsam.

 

31.01.2011

Wir sind wieder um 7 Uhr auf und weiter durch die Wüste. Gegen Mittag haben wir Norseman erreicht, das Ende der Wüste, das Ende der Hitze. Nach einem kurzen Boxenstopp zum Wasser auffüllen und neue Konserven aus dem Schrank holen ging es direkt wieder auf die Straße Richtung Süden nach Esperance. Dort in der Nähe wollen wir heute am Meer übernachten.

Aktuell sitze ich wieder als Beifahrer im Auto, schreibe hier meine Berichte, verkleinere Fotos für euch und friere bei 30°C! Unglaublich oder? Wir mussten die Lüftung ausmachen…

Ok und jetzt bin ich wie üblich in McDonalds, versuche erfolglos euch da drüben per Skype oder Telefon zu erreichen, und werde gleich weiterfahren zum nächsten Campingplatz.

Und: Wo sind eure Kommentare? Ich weiß ihr seid da, aber zeigt mir das auch 😀 Dankeeee

 

 

18 Antworten

  1. Frauen wollen verführt werden … egal ob warm oder kalt …

  2. Gerhard Huber sagt:

    Hi Simon,
    Gott sei Dank bist du auf der westlichen Seite von Down Under und nicht
    an der Ostküste, denn dort könntest du deinen „Bumskontainer“ vergraben,
    damit dieser womöglich noch – inklusive „Inhalt“ – vom Zyklon „Yasi“ das Fliegen
    gelernt hätte 🙂
    Danke für die tolle Berichterstattung einfach genial, go ahead …

    Gruß aus Dornbirn, Gerhard & Family

    • Simon sagt:

      Jo haben wir schon gelesen. Ich glaube meine Planung war schon gut so, zuerst in den Westen zu fahren. Bis ich dann zur Ostküste komme müsste das dort schon wieder halbwegs trocken sein 🙂 Schöne Grüße nach Dornbirn!

  3. Horst Rossmann sagt:

    Habe mit viel Interesse Deine Berichte gelesen und es wird mir sicher helfen, was nicht zu tun, wenn ich spätestens in der Rente meine eigene Australien Rundreise mache.

    Da hast Du aber schönes Glück mit Deiner Reisegefährting gehabt, könnte ja auch eine Zicke gewesen sein. Ihr scheint ja wie eine „house on fire“ (oder besser ein „CeeJay on fire“) auszukommen. Übrigens teilt sie Deine „Verliebtheit“? Charlie, Du weisst schon welcher, hat gesagt: „Ein junges Paar, nur eine Matraze in einem kleinen Bus…. was denkst Du denn?“

    Wann planst Du nach Sydney zu kommen? Du kannst gerne den CeeJay bei mir parken. Wird Michele Dich nach Perth weiter begleiten?

    Gruss, Horst

    • Simon sagt:

      Hi Horst!
      Naja ich finde jeder der durch Australien reist sollte auch in der Wüste gewesen sein. Es ist zwar nicht das angenehmste, es gehört aber auf jeden Fall dazu. Alles andere ist doch nur eine halbe Sache 🙂
      Und bezüglich Michele: Ich schreib ja lang nicht alles hier rein was so passiert, also sei dir mal nicht so sicher 🙂 hehe.
      Was ihr alle denkt ist mir schon klar, doch oft sind die Dinge ganz anders als man sich das so vorstellt 😛

      Schreibe dir noch ein Mail an die Hotmail Adresse!

  4. Lisbeth sagt:

    Mahlzeit, ich bin mal so frei und schreibe mal was in deinen Blog. Sieht super aus! Ich nutze seit kurzem auch WordPress kapiere aber noch nicht alles. Deine Seite ist mir da immer eine grosse Inspiration. Weiter so!

  5. carlos sagt:

    heeyyyy simon, wollte dich auf diese Art begrüßen, da ich ja am telefon kein glück hatte 🙁 Eins muß ich schon sagen, deine Berichterstattung ist so was von lustig, das ich jetzt ein bierchen auf euch trinken muss :)) Kühl wohlgemmerkt. Nochmals alles gute und viel spass. (wo bist du im skype?)
    saludos
    carlos

    • Simon sagt:

      hey carlos schön von dir zu hören 🙂
      ja das kalte bierchen hätten wir uns verdient, wenn du das trinkst nützt uns das nichts hehehe.
      skype daten schicke ich dir per mail!

  6. Christian sagt:

    Immer diese zweideutigkeiten……… 😉 😉 😉 😉

    Aber Man(n) kann mitfühlen wie’s bei gechätzten 1000°C im Schatten in der rollenden Sauna ist……mein Mit/Beileid!! *ggg* selber schuld 😉 😉 😉 😉
    ganz schön Trostlose Gegend, aber das haben Wüsten son ansich………
    Viel Spass noch und allways keep an Eye on the Road! 🙂

  7. Karen sagt:

    ach ja ..gäll Michele ist zum verlieben ….klever ..zäh..zielstrebig und vieles mehr…:-)

  8. Jäger Ida sagt:

    Hallo Simon

    Dornbirn
    -5 Grad gegen Kälte kann man was tun – nämlich heizen 🙂

    Ich glaube du hast mich heute angerufen?
    Australische Zeit 8.oo Uhr abends bei mir ca. 10 Uhr vormittags.
    Ich musste heute im Schweizer Büro arbeiten, und mein Handy hat dreimal mit unbekannter Nummer gebimmelt, ich habe aber leider null gehört.

    Ich hab mir gedacht dass sicher du versuchst mich zu erreichen.
    Sch…. Schweizer Handy-Netz

    Morgen Vormittag bin ich auch noch einmal drüben. Ab Mittwoch wieder in Dornbirn.

    Jetzt hast du sicher alle Sünden deines Lebens herausgeschwitzt, bei dieser Affenhitze. 🙂

    Kannst ja richtig stolz auf deinen Ceejay sein, dass der bis jetzt noch nicht schlapp gemacht hat. Na ja mit einer Frau am Steuer ……. 🙂

    Ich wünsch euch noch viel Spass, und melde dich wieder einmal

    Liebe Grüße
    Mama

  9. Peter Hinterauer sagt:

    Der Tag an dem ich mich endgültig in Michele verliebt habe. Nach einer schlaflosen Nacht sind wir um 7 Uhr morgens losgefahren…..

    Schlaflos = Hitze ?
    Schlaflos = Michele ?

    Grins

    • Simon sagt:

      Sorry aber das ist einfach nur lächerlich bei dieser Hitze an Sex zu denken. Man sieht das du noch nie in der Wüste warst 🙂

      • Peter Hinterauer sagt:

        Hallo Simon,

        ich war wahrscheinlich schon öfter in der Wüste als Du. (Sahara, Arabische Wüste). Habe dort aber die Erfahrung gemacht, dass bei Tagestemperaturen von ca. 50 Grad die Temperatur Nachts nahe an den Gefrierpunkt abfällt. Und bei diesen Temperaturen ist der Gedanke an wärmenden Sex gar nicht so abwegig. (Scheiss australische Wüste ;-))

        • Simon sagt:

          Guter Mann, das hab ich auch gedacht. Leider Fehlanzeige. Das einzige was sich Nachts in der australischen Wüste ändert sind die Viecher die dich auffressen 🙂

  10. „Der Tag an dem ich mich endgültig in Michele verliebt habe …“ ein Schelm wer anderes vermutet hätte … 🙂
    Ihr seit ja schon weiter als ich angenommen hätte ! Na ja, bald werden wir Fotos von deinen Tauchgängen vom schönen Westen zu sehen bekommen, ist deine Kamera wasserdicht ??! 😉

    • Simon sagt:

      Ja die Tauchgänge sind nicht mehr weit entfernt. Ich hoffe nur das mein Unterwassergehäuse die Fahrt durch die Wüste überstanden hat. Denn in der Gebrauchsanweisung steht das 50°C das Ding kaputt machen….

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