Kangaroo Explorer Volunteering Part2
04.10.2011 – Tag 5
Als am Vormittag die neuen Passagiere ankamen, war ich sehr überrascht Solveigh unter ihnen zu sehen. Obwohl sie schon zwei Wochen zuvor für einen Tag Freiwilligenarbeit gemacht hat, durfte sie ein zweites Mal an Board kommen und wird mich von nun an bei der Arbeit unterstützen. Mit ihr kamen auch jede Menge neue Gäste und es wurde wieder etwas lebhafter auf dem Boot.
In letzter Zeit waren starke Strömungen im Meer und die Sichtweite unter Wasser war teilweise sehr schlecht. Wir wurden für die Tauchgänge immer mit dem kleinen Schlauchboot 200 Meter gegen die Strömung hinaus aufs Meer gefahren, konnten dort ins Wasser springen und uns zum Boot zurücktreiben lassen. Ziemlich cool 🙂
Sehr nah am Boden zwischen den Korallen war die Strömung kaum mehr zu spüren und viele Fische suchten dort Zuflucht. Sie verharrten ganz ruhig und verhalfen mir zu tollen Nahaufnahmen. Am Abend konnten wir einen Nightdive machen und zusammen mit Solveigh sprang ich ins Wasser. Meine Taschenlampe funktionierte erst nicht und ich musste sie ein wenig bearbeiten um die volle Leuchtkraft herauszuholen. Während dieser 30 Sekunden wurden wir mindestens 50 Meter weit vom Boot weggetrieben, gingen dann unter Wasser und versuchten gegen die Strömung anzuschwimmen.
Wir orientierten uns am grün schimmernden Licht der Bootsscheinwerfer und dachten eigentlich, wir wären bereits an der anderen Seite des Bootes angekommen. Es trieb uns jedoch wieder an die Oberfläche und wir stellten fest, dass wir nun doppelt so weit vom Boot entfernt waren. Die Lage schien aussichtslos, es war schier unmöglich gegen die Strömung anzuschwimmen und schließlich suchten wir in unseren Taschen nach den großen aufblasbaren Gummiwürstchen, die man mit der Taschenlampe beleuchten kann und wollten so die Aufmerksamkeit des Bootes auf uns ziehen.
Es war wie es nicht sein sollte, denn keiner von uns hatte so ein Ding in der Tasche. Während wir immer weiter auf den stockdunklen Ozean hinaustrieben, versuchten wir mit unseren Taschenlampen zu signalisieren, dass wir gerne abgeholt werden würden. Nach einer gefühlten Ewigkeit sprang endlich jemand ins kleine Boot und näherte sich unserer Position. Kurz bevor das Schlauchboot bei uns war starb der Motor ab und ließ sich nicht mehr starten. Wir schafften das kleine Stückchen hinzuschwimmen und hielten uns an einer Leine fest, während unser Retter ununterbrochen versuchte, den Motor wieder zu starten.
Der wollte und wollte nicht anspringen und es trieb uns noch weiter aufs offene Meer hinaus. Irgendwann sprang er dann doch an und wir fuhren erleichtert zurück zum großen Boot. Dieser schlechteste Tauchgang aller Zeiten dauerte knapp eine Stunde, wovon wir genau 8 Minuten unter Wasser verbrachten. Super toll 🙂
Danach gab es noch ein Spezial-Event, denn einmal im Monat muss der Katamaran in den Hafen von Cairns fahren, Diesel und Trinkwasser nachtanken sowie neue Essensvorräte an Bord nehmen. Was für ein Pech das es mich dabei traf, denn wir erreichten erst gegen 23 Uhr den Hafen und mussten dann stundenlang unzählige Kisten reinschleppen und die Inhalte in sämtlichen Ecken des Bootes verstauen. Das gab mir aber auch die Gelegenheit den letzten Blogeintrag zu posten…also nicht so schlimm.
Gegen 2 Uhr morgens waren wir dann fertig, die ganz verrückten gingen noch aufs Land um Sachen wie Tabak oder Alkohol zu besorgen, ich jedoch legte mich total kaputt ins Bett.
05.10.2011 – Tag 6
Am nächsten Morgen ließ ich den ersten Tauchgang ausfallen und schlief bis 8:30 Uhr, während Solveigh die Aufräumarbeiten nach dem Frühstück übernahm. Es ist angenehm mit zwei Freiwilligen, denn so kann man im Schichtbetrieb arbeiten und auch mal etwas Schlaf nachholen. Der miserable Tauchgang von gestern lag mir noch schwer im Magen, ich hüpfte aber dennoch wieder ins Wasser.
Beim 16 Uhr Tauchgang am Club 10 Divespot beim Millin Reef wurden wir für alle Schwierigkeiten entschädigt, denn es war mit Abstand der beste Tauchgang den wir jemals hatten. Zum Auftakt sahen wir einen gigantischen Aal, der unter einem Korallenblock versteckt war und hervorguckte während er immer wieder sein riesiges Maul öffnete. Wenige Meter weiter auf dem nächsten Korallenblock befand sich eine Schildkröte, die soeben ihr Abendessen verspeiste.
Anschließend schwamm sie an die Oberfläche um Luft zu holen, tauchte wieder ab und verschwand aus unserem Sichtfeld. Wir gingen weiter zum nächsten Korallenblock, wo ich eigentlich Fotos von den winzigen Fischen machen wollte die darum kreisten, bemerkte dann aber plötzlich das sich dieser große Stein zwischen den Korallen bewegte. Erst in diesem Moment registrierte ich den riesigen Potato Cod der unmittelbar vor mir ganz ruhig im Wasser lag.
Als ich ihm dann doch zu nahe kam, verschwand er in einem Spalt zwischen den Korallen. Die Schildkröte von vorhin war aber gerade wieder aufgetaucht und ließ sich von kleinen Fischen die Schale reinigen. Das ist sehr wichtig für die Schildkröte, da sich, wenn der Dreck nicht entfernt wird, darin Luft sammeln würde und das Tier dadurch nicht mehr abtauchen könnte und sterben würde.
Nebenbei sahen wir noch zwei verschiedene Arten von Stachelrochen und wurden von einem Schwarm großer Fische eingekreist, die vermutlich dachten wir hätten Futter dabei. Ganz schön unheimlich 🙂 Nach 44 großartigen Minuten unter Wasser mussten wir dann aber wieder zurück an die Oberfläche, wo das Dinner bereits auf uns wartete.
Die Aufräumarbeiten danach erledigte ich alleine, damit Solveigh etwas früher ins Bett kommt. Gegen 9 Uhr war auch ich am Ende und legte mich ins stockdunkle und eiskalte Volunteerzimmer.
06.10.2011 – Tag 7
Wieder ein großartiger Tag umgeben von Korallenriffen, Schildkröten, Stachelrochen und jede Menge anderer faszinierender Kreaturen. Das Geschirrspülen und aufräumen zwischendurch fiel mir schon gar nicht mehr auf, meine Bilder und auch meine Orientierung unter Wasser wurden mit jedem Tauchgang besser.
Während ich mich anfänglich immer an andere Leute drangehängt habe, bildeten Solveigh und ich später ein eigenes Team und erkundeten die Unterwasserwelt in unserem eigenen Tempo. Das einzige Problem war dann nur, das uns niemand den Weg zurück zum Schiff gezeigt hat. Natürlich kann man im Zweifelsfall immer kurz auftauchen und nach dem Weg sehen, wir versuchten aber so gut es ging ohne „Bescheißen“ zurückzufinden. Am Morgen und Abend war es besonders einfach, da die Sonne tief stand und man sich daran gut orientieren konnte.
Ein letztes Mal putze ich dann die Küche, was jeden Abend wie folgt ablief. Alle Teller, Töpfe, Essenbehälter und das Geschirr wird abgewaschen und versorgt. Die Arbeitsflächen werden gereinigt und die Mülleimer gelehrt. Dann kommt alles was am Boden steht weg und die zwei großen Kunststoffmatten werden nach draußen aufs Tauchdeck geschleppt. Diese werden dann mit einem großen Feuerwehrschlauch abgespritzt und so vom größten Schmutz entfernt.
Dann kommt der richtig lustige Teil, denn nachdem der größte Schmutz vom Küchenboden entfernt wurde, verteilt man Reinigungsmittel auf dem Boden, spritzt mit einem kleinen Gartenschlauch Wasser quer durch die Küche, schrubbt den Boden und fegt es dann mit einem dieser Gummidinger in den Abfluss unter der Spülmaschine. Das würde ich auch gerne mal zu Hause machen 🙂
07.10.2011 – Tag 8
Wieder mal einer der traurigeren Tage, denn schon wieder hieß es Abschied nehmen von jeder Menge großartiger Leute, die ich auf dem Schiff kennengelernt hatte. Am den Abenden und zwischen den Tauchgängen habe ich meine Zeit Großteils mit der Crew und vor allem mit Lawrence dem Koch verbracht, der so ziemlich die gleiche Lebenseinstellung hat wie ich. Auf meine Empfehlung hin wird er dieses Jahr zu Silvester mit seiner Freundin sogar zum ConFest Festival nach New South Wales fahren. Das Bier an Board bekam ich zu einem vergünstigten Preis von nur 2,50 Dollar pro Dose, schaffte es aber trotzdem eine Barrechnung von mehr als 30 Dollar zusammenzukriegen 🙂
Außerdem kam an diesem Tag ein neuer Volunteer, der an meiner Stelle mit Solveigh weiterarbeiten wird. Um 14:30 war es dann soweit und ich musste zusammen mit 20 anderen Leuten auf das Transferboot und wurde zurück nach Cairns gefahren.
Da sitze ich nun im Travellers Oasis Hostel und fühle wie der Boden unter mir immer noch wackelt und schaukelt. Es wird wohl wieder ein paar Tage dauern bis dieses Gefühl vorbei ist. Wer weiß, vielleicht wird es noch in Singapur schaukeln, wo ich ja am Montagabend ankommen werde!
Nachfolgend noch Videos:
VB unter Wasser
Blue-dotted Stingray
Schildkröte frisst
Schildkröte holt Luft
Bilder vom Riff:
…und vom Boot:
Die Strömungen sollte man nicht unterschätzen, ist ja alles gut gegangen 😉
Coole Bilder!
War erst vor 2 Wochen in Singapur – interessant! 🙂
du sack…hättest ruhig noch bisschen warten können und mich dann dort treffen 😀
Mein lieber Mann, bei der Beschreibung dieser „Nachtszene“ wurde mir sogar beim Lesen schwindelig …
alles halb so schlimm. habs ja überlebt 🙂