La Buena Vida en Santa Fe: Vom Krankenhaus zum Tierarzt
Es ist wieder an der Zeit für Lach- und Sachgeschichten aus Santa Fe. Obwohl das Thema diesmal ein wenig ernster sein wird, ich möchte euch nämlich ein wenig über das Sozial- und Gesundheitssystem in Panama berichten. Unsere persönlichen Erfahrungen mit dem System waren bisher natürlich begrenzt, aber einen kleinen Einblick konnten wir bekommen.
Oder besser gesagt Sven. Er war es nämlich, der als erstes von uns das staatliche Krankenhaus in Santiago ausprobierte. Und das natürlich nicht freiwillig. Wie so oft war er mit diversen Arbeiten auf der Finca beschäftigt, als er ausrutschte und unglücklich auf seiner Hand landete. Mit starken Schmerzen im Unterarm ging es erstmal zum Gesundheitszentrum in Santa Fe, wo er nach einer kurzen Untersuchung in die Ambulanz geladen wurde.
In dem riesigen Geländewagen mit Spezialausstattung, saßen bereits zahlreiche andere Patienten, und warteten auf die Abfahrt. Es ging ins knapp 60 km entfernte Santiago, wo Sven und die Anderen am staatlichen Krankenhaus abgeladen wurden. Das Gebäude sieht brandneu aus und ist topmodern ausgestattet. Schon nach wenigen Minuten war der erste englisch- und spanischsprechende Arzt mit unserem Patienten beschäftigt.
Nach einem kurzen Ausflug zur Röntgenabteilung war klar: Nichts ist gebrochen, nur zwei kleine Risse im Knochen. Eigentlich gute Nachrichten, doch um eine Arbeitspause wird Sven wohl nicht herumkommen. Schließlich wurde ein Gips angelegt und er bekam noch diverse Medikamente verschrieben. Und dann ging es zur Kasse. Sven ist hier in Panama mit seiner permanenten Aufenthaltsgenehmigung, hat weder eine Arbeitsgenehmigung noch irgendeine Form von Versicherung.
Und jetzt ratet mal was die Behandlung gekostet hat. Ambulanz, röntgen, Gips und Medikamente. Ganze $4. Ehrlichgesagt war die Bus- und Taxifahrt zurück nach Santa Fe sogar noch etwas teurer. Und im schönen wohlhabenden Sozialparadies Österreich, würde es wahrscheinlich noch nicht mal für den Parkplatz am Krankenhaus reichen. Von den stundenlangen Wartezeiten, hohen Selbstbehalten und teuren Rezeptgebühren müssen wir jetzt gar nicht anfangen.
Wie ist das also möglich? Ganz einfach: Der Kanal bezahlts. Und das wird wohl auch noch eine lange Zeit so bleiben. Neben der preiswerten und qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung, tut die Regierung Panamas aber auch viel für arme, kranke und alte Leute. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen (und unter uns unbekannten Bedingungen), können sich diese Personengruppen nämlich einen Scheck abholen.
Wenn wieder mal so ein Termin ist bekommen wir das ganz gut mit, denn dann ist große Wanderung angesagt und die Senioren pilgern zu dutzenden durch die Straßen. Außerdem gibt es Wohnbau Förderungsprogramme und staatlich finanzierte Wohnsiedlungen, ganz ähnlich wie in Österreich. Ja, manchmal sind wir wirklich positiv überrascht. Und für den unwahrscheinlichen Fall das ich auch mal ins Krankenhaus muss, bin ich jetzt wenigstens bestens informiert. Und ein wenig beruhigt(er).
Zum Schluss gibt es noch eine kurze Geschichte von unserem Kater Senior Gris und seinen kleinen haarigen Eiern. Nachdem er sich nämlich tagelang mit der Nachbarskatze vergnügt hatte, und es hier in der Gegend eigentlich schon mehr als genug Katzen gibt, hatten wir entschlossen dem ein Ende zu setzen. Tierärzte und auch Medizin für Tiere ist in Panama jedoch sehr teuer, weshalb viele kranke und verletzte Haustiere auf der Straße landen und ihrem Schicksaal überlassen werden.
Auf der Suche nach einem guten Tierarzt sind wir schon lange, und eigentlich hatten wir uns bereits damit abgefunden, dafür nach Santiago fahren zu müssen. Wie es der Zufall wollte, gab es am vergangenen Sonntag aber eine große Kastrierungsaktion am überdachten Sportplatz in Santa Fe. Hunde und Katzen konnten dort zu günstigen Preisen ihren Eiern entledigt werden. Also haben wir einen rosaroten Katzenkorb ausgeliehen und sind mit Senior Gris dahingefahren.
Vor Ort waren Tische aufgebaut, zahlreiche Helfer trugen betäubte und frisch operierte Tiere durch die Gegend. Es war alles wesentlich professioneller als ich mir das so vorstellte, denn ein glühendes Eisen kam dabei nicht zum Einsatz. Stattdessen bekam unser kleiner Kater eine Spritze und wurde dann fachmännisch mit Skalpell und Pinzette operiert. Ja, und wenig später war er auch schon wieder zu Hause, wo er noch einige Zeit schlaftrunken durch die Gegend stolperte.
Gekostet hat die Aktion $10, also mehr als das doppelte von Svens Behandlung im Krankenhaus. Dafür hat Senior Gris aber auch eine Intimrasur bekommen. Und da liegt er jetzt, mit einem rasierten Hodensack ohne Hoden, frisst und schnurrt und schmust wie eh und je. Der arme Sven hingegen wird den Gips noch für einige Wochen ertragen müssen. Das wahre Opfer ist dabei aber wohl Rica, denn er muss jetzt umso mehr schleppen und all das kompensieren, was Sven mit seiner Hand nicht machen kann.
Zu tun gibt es genug, doch davon werde ich im nächsten Beitrag berichten. Bis dann!