Neues von der Finca: Der lebende Zaun und ein Weg zum Fluss
Während wir nach wie vor die meiste Zeit mit dem Ausbau der verschiedenen Hostel Gebäude verbringen, gibt es auf der Finca aber auch noch andere wichtige Arbeiten zu erledigen. Unser treuer und sehr fleißiger Arbeiter Isais geht uns dabei mächtig zur Hand. Manche Projekte macht er auch nahezu im Alleingang, wovon ich euch in diesem Beitrag erzählen möchte.
Seit Anfang 2019 zum letzten Mal der Vermesser hier war, um den letzten Teil der Straße zu vermessen und in die Pläne aufzunehmen, haben wir uns vorgenommen die Grundstücksgrenzen zu markieren. Die Eckpunkte waren natürlich von Anfang an markiert, doch eine Linie dazwischen gab es bisher nicht wirklich. Ein üblicher Weg solche Grenzlinien naturnah und doch relativ gut sichtbar zu gestalten, ist ein lebender Zaun.
Wobei das Wort Zaun ein bisschen irreführend ist, schließlich sind zumindest innerhalb der Finca keine Maschendrahtzäune geplant. Die Panamesen verwenden dafür gerne einen Baum namens Cholo Pelao, auch unter Weißgummibaum oder Terpentinbaum bekannt. Der erste Arbeitsschritt bestand darin, hunderte kleine Äste von bereits bestehenden Bäumen abzuschlagen und für einige Tage waagerecht ruhen zu lassen. Das verhindert die Austrocknung, verdickt den Saft im Holz und schließt die Poren.
Während dieser Zeit konnte Isais die Grenzlinien vorbereiten und vom gröbsten Unkraut befreien. Da das oberste Grundstück quasi von der Straße eingefasst wird, mussten wir nur noch die rund 125 Meter lange Grenzlinie zu den unteren beiden Stücken markieren. Und dann ging es auch schon ans Einpflanzen. Alle zwei bis drei Fuß grub Isais ein Loch und steckte ein bis zwei der dünnen Äste in den Boden.
Spätestens zu Beginn der Regenzeit nächstes Jahr, sollten die meisten davon angewachsen sein und frische Triebe hervorbringen. Wenn man die neuen Äste regelmäßig entfernt, können die eigentlich mittelgroßen Bäume mit Wuchshöhen von 15 bis 30 Meter, aber relativ zierlich gehalten werden. Die Abstände zwischen den einzelnen Bäumchen können dann je nach Bedarf sukzessive verkleinert werden, indem man dazwischen neue Pflanzen einsetzt. So kann mit der Zeit ein im wahrsten Sinne des Wortes lebender Zaun entstehen. Für den Moment geht es uns aber nur um eine grobe Markierung, was auch schon genug Aufwand war.
Ja es war eine Heidenarbeit und gleichzeitig die Basis für das nächste Projekt, denn unser offizieller Weg zum Fluss sollte auch noch dieses Jahr fertig werden. Bisher verwendeten wir immer einen Trampelpfad ausgehend von meinem zukünftigen Bauplatz, um zum Fluss zu gelangen. Da mir später aber nicht die Leute durch den Garten laufen sollen, musste da natürlich eine andere Lösung her.
Dazu fehlte in letzter Konsequenz auch die Grenzmarkierung, denn schließlich wollten wir mit dem Weg zum Fluss auch dem unteren Grundstück nicht zu nahekommen und einige Meter Abstand lassen. Um geradeaus den Hügel runter zu laufen ist das Gelände schlichtweg zu steil, der Weg wäre ansonsten eher zu einer Treppe geworden. So entschieden wir uns für die altbewährte Serpentine, schließlich stellt sie die natürlichste Art dar, einen Hang zu überwinden.
Der Weg sollte vom untersten Teil der Straße starten, wo sich unser Parkplatz und die Zufahrt zu den unteren beiden Grundstücken befindet. An dieser Stelle haben Sven und Isais bereits vor Monaten einen kleinen Steg gebaut, um die Höhendifferenz von der Straße ins umliegende Gelände komfortabel zu überwinden. Enden sollte der Weg natürlich unten am Fluss bei unserem großen Badetümpel, wo wir bereits vor mehr als drei Jahren einen Weg zum Wasser angelegt haben.
Start und Ende waren also klar, alles was noch fehlte war der Weg dazwischen. Da nun auch die Grenzlinien ersichtlich waren, konnte Isais schön langsam damit beginnen, den Verlauf des Weges grob anzulegen. Im ersten Schritt musste natürlich das ganze Pflanzenmaterial vom Boden entfernt werden. Und das heißt nicht nur Rasen mähen, sondern auch Büsche, Sträucher und Wurzelballen entfernen.
Nicht zuletzt waren auch wieder ein Haufen Steine und Felsbrocken im Weg, doch diese konnten wir ideal für die Umrahmung des Weges verwenden. Ja dazu brauchten wir sogar so viele, dass Isais ganze Tage damit beschäftigt war, Felsbrocken zu suchen, auszugraben, zu zerkleinern und entlang des Weges auszulegen. Langsam begann sich der Weg abzuzeichnen und man konnte bereits die großzügigen Serpentinen in Richtung des Flusses erahnen.
Im nächsten Schritt mussten die gröbsten Bodenunebenheiten beseitigt werden, was Isais relativ schnell mit Spitzhacke und Schaufel erledigt hatte. Der Weg war nun soweit fertig, Großteils mit Erde bedeckt und es fehlte nur noch die Deckschicht aus Tosca. Da unsere Vorräte zu gering und außerdem zu weit weg gelagert waren, bestellte ich kurzerhand eine LKW-Ladung des Schüttguts.
Wenige Wochen später – wir hatten zwischendurch natürlich noch anderes zu tun – kam der alte Mack LKW dann schließlich angefahren und kippte den Tosca in eine Ecke des Parkplatzes direkt neben den Anfang des Weges. Sehr schön! Trotz der nun relativ kleinen Entfernungen, war es immer noch ein Knochenjob das Zeug schubkarrenweise den Berg hinunterzufahren und den Weg damit auszukleiden.
Nur dank tatkräftiger Unterstützung von Louis, konnte Isais den Job in etwas mehr als einer Woche fertigstellen. Mit ein paar Holzresten aus dem Materiallager improvisierte ich auf die schnelle ein Geländer am Steg, an einigen Stellen des Weges werden wir vermutlich auch noch die ein oder andere Stufe einbauen müssen. Wie dem auch sei, der Fluss ist nun komfortabel zu erreichen und damit erfüllt der Weg seinen Zweck schon mal bestens.
Zwischen den Serpentinen habe ich bereits Kokospalmen, Bananen und Papaya gepflanzt, nur für den Fall das wir später auf dem Weg zum Fluss einmal hungrig werden. Anfang nächstes Jahr wollen wir dann auch endlich die lang ersehnte Terrasse am Fluss bauen. Es ist wie immer, ein Projekt fertig und zwei neue stehen an. Uns wird sobald nicht langweilig werden. Bis zum nächsten Mal!