Rotes Meer Tauchsafari #1: Wracks
7. März 2013 – Die Reise nach Ägpyten
Um 4:30 klingelte der Wecker und glücklicherweise drang das gesundheitsschädlich laute Bimmeln in mein Ohr und schaffte es sogar, mich aufzuwecken. Das klappte bisher nicht so verlässlich, vor allem wenn ich pünktlich in der Firma hätte sein sollen. Aber mein Unterbewusstsein hat sich vermutlich schon darauf eingestellt, dass ich heute nach Ägypten, genauer gesagt nach Hurghada, fliegen werde.
Die knapp zwei Stunden lange Fahrt nach München klappte problemlos, ich stellte mein Auto am reservierten Parkplatz ab und begab mich zum Shuttlebus, der mich sogleich zum Terminal brachte. Rund fünf Stunden später stieg ich auch schon wieder aus dem Flieger aus und bekam ein hübsches ägyptisches Visa in meinen Pass geklebt. Für alle Schmuggler und Menschenhändler ein interessanter Tipp: In Ägypten gibt es faktisch keine Grenzkontrollen, ja ich denke die haben nicht mal das Foto auf dem Pass mit der Person die vor ihnen steht, verglichen. Gepäckkontrolle: Fehlanzeige. So ein Röntgengerät hatten die sogar in Laos…egal.
Diesmal hatte ich ja ein so untypisches Pauschaltouristenangebot gebucht, und wurde deshalb auch gleich von ein paar netten Menschen am Flughafen abgeholt. Es ging direkt zum Hafen, wo auch schon das Schiff namens „Quick Shadow“ auf mich wartete. Ich kannte es ja schon von den tollen 360°-Bildern von der Homepage, doch in echt sah es sogar noch toller aus. Unglaublich – bin ich hier jetzt auf einem Luxus Schiff gelandet?
Es folgte die übliche Prozedur: Sicherheitsansprache, Betteneinteilung, Ausrüstung anprobieren und fertig machen, etc. Dass es sich hier um ein Schiff handelt, das von Deutschen gemanaged wird, war mir ehrlich gesagt nicht so ganz klar. Da hatte ich mich wohl zu wenig informiert. Egal, ich hätte zwar gerne wieder mal ein wenig Englisch gesprochen, sehe mich jetzt aber umrundet von rund 20 Deutschen und 3 Österreichern. Naja man kann sagen wenigstens weiß man bei den Deutschen das alles passt. Und das tut es bisher auch 🙂
Übrigens ein wichtiges Detail über diese Safari habe ich bisher nicht erwähnt. Für die nächsten 7 Tage werden wir uns auf der „Best of North Tour“ befinden, die viele interessante Tauchspots im nördlichen Roten Meer abdeckt. Angefangen von den berühmten Wracks wie der Thistlegorm oder der Rosalie Moller geht es dann anschließend zu den Brother Islands, die wegen der starken Strömungen als die schwierigsten Tauchplätze im Roten Meer gelten.
Wir werden jetzt über Nacht noch im Hafen von Hurghada liegen und dann morgen früh Richtung Norden starten. Ich freue mich jedenfalls auf viele tolle Tauchgänge und vor allem auf gute Bilder. Wir werden sehen ob sich meine Investition in einen Unterwasser-Sklavenblitz rentiert hat.
8. März 2013
Die erste Nacht auf dem Schiff war nicht gerade erholsam, da wir ja noch im Hafen lagen und die Geräuschkulisse dementsprechend laut war. Untergebracht wurde ich in einer komfortablen 4-Bett Kabine, die ich mir mit nur einem weiteren Bewohner teile. So haben wir genügend Platz für den ganzen Kram und nutzen die freien Betten als Ablagefläche.
Pünktlich gegen 9 Uhr verließen wir dann den Hafen und machten uns auf den Weg zum ersten Tauchspot, wo wir einen sogenannten Check Dive durchführten. Der dient dazu, sich mit der Ausrüstung vertraut zu machen, das Gewicht zu tarieren und einfach mal ein bisschen ins Rote Meer zu schnuppern. Die Location „Shaab el Erg“ war nicht sonderlich spektakulär und außer einem einzelnen Lionfish gab es auch überhaupt nichts besonders zu sehen.
Nach einem überaus leckeren Mittagessen und einer kleinen Ruhepause fuhren wir weiter zum Siyul Island, wo wir den zweiten Tauchgang machten. Im Gegensatz zum ersten Spot war es hier mit bis zu 40 Metern relativ tief, und ich hatte ganz schöne Probleme mit meinem Auftrieb. Durch den ungewohnt dicken und schweren Tauchanzug, der sich ja in 35 Metern Tiefe zusammenzieht und seinen Auftrieb verliert, sank ich wie ein Stein auf den Grund. Die insgesamt 11kg Blei die ich am Körper trug, haben sicherlich auch ihren Teil dazu beigetragen.
Es dauerte einen Moment bis ich ein wenig Luft in meine Weste lassen konnte, und die Situation wieder unter Kontrolle brachte. An diesem Ort und an diesem Tag war das ja kein großes Problem, aber so was kann definitiv auch schief gehen. Dementsprechend unsicher waren sich dann unsere Tauchlehrer mit der Einschätzung meiner Fähigkeiten, und sperrten mich kurzerhand für den später folgenden Nachttaugang. Blöd gelaufen.
Anstatt zu tauchen habe ich dann aber die Zeit genutzt, und schnell den gebuchten Nitrox Kurs absolviert. Ich bekam ein kleines Büchlein mit 60 Seiten, las es kurz durch und absolvierte im Anschluss daran die Prüfung, die ich mit stolzen 100% bestanden habe. Sauerstoffpartialdruck, Stickstoffnarkose und der Lorrain-Smith-Effekt, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Alles Kinderkram. Nur richtig tarieren sollte man halt können hier 🙂
9. März 2013 – Thistlegorm
In aller Herrgottsfrüh – genauer gesagt um 6.00 Uhr morgens – schmiss der Kapitän die Motoren an und steuerte in Richtung des wohl bekanntesten Wracks des Roten Meers. Die Thistlegorm wurde im Oktober 1941 von einem deutschen Bomber versenkt, seit dem zwei Mal wieder entdeckt und hat sich im Laufe der Zeit wie schon gesagt zum unangefochtenen Star sämtlicher Wracks im Roten Meer entwickelt. Beim Einschlag der Bomben wurden unter anderem Munitionslager getroffen, was dazu führte, dass das Schiff quasi in zwei Teile gesprengt wurde.
Ich glaube das Besondere an diesem Wrack ist neben seiner Geschichte vor allem seine Ladung, denn darunter befinden sich Panzerfahrzeuge, LKWs, Motorräder, Zugmaschinen und sogar Lokomotiven. Leider kamen im Laufe der Jahre wohl tausende Taucher zu diesem Wrack und ein guter Teil davon sicherte sich anscheinend Souvenirs aller Art. Die Motorräder z.b. sind komplett befreit von sämtlichem Zubehör, ja sogar die Speichen wurden teilweise aus den Rädern genommen.
An der Thistlegorm machten wir insgesamt drei Tauchgänge, denn es gab eine Menge zu entdecken. Zuerst umrundeten wir das Wrack und schauten uns die vielen Trümmer an, die in der Umgebung zu finden waren. Auf dem Deck gab es einige Eisenbahnwaggons zu sehen, die ursprünglich für die gegen Rommels Afrikakorps kämpfende britische Armee gedacht waren. Die dazugehörige Dampflokomotive fand sich ein Stück weit entfernt vom Wrack im tiefen Blau. Die Ladeluken waren weit geöffnet und erlaubten ein Einfaches eindringen in das Innere des Wracks.
Nach so vielen Jahren auf dem Meeresgrund war die Fracht natürlich sehr mitgenommen und es fiel teilweise schwer, überhaupt zu erkennen, worum es sich im Einzelnen handelte. Sehr gut erkennbar waren diverse gepanzerte Fahrzeuge und Motorräder. Da wir aber bei weitem nicht die einzige Tauchgruppe waren, kam man sich irgendwie vor wie beim Sommerschlussverkauf. Zwanzig Leute im inneren dieses Wracks, Luftblasen soweit das Auge reicht und natürlich haben sich auch alle Fische aus dem Staub gemacht.
Am etwas ruhigeren Heck bewunderte ich die mächtige Schiffsschraube, sah einen Zackenbarsch und eine ganze Armee von Glasfischen im Inneren. Beim Rückweg zum Seil, welches zurück an die Oberfläche führte, entdeckte ich am Deck noch einen beinahe unsichtbaren Krokodilfisch und einige Fledermausfische.
Zwischendurch mussten wir leider mal für ein paar Stunden auftauchen, um den lästigen Stickstoff loszuwerden. Zwischenzeitlich wechselten wir auch die Position und machten am sogenannten Bluff Point fest. Am Abend durfte ich dann auch zum Nachttauchgang antreten und mit einer Taschenlampe die stockdunkle See erkunden. Viel zu sehen gab es dabei allerdings nicht.
Im Allgemeinen bin ich bisher ein wenig enttäuscht, denn die Artenvielfalt und die Menge an Fischen generell lässt sehr zu wünschen übrig. Spektakuläre Begegnungen mit Haien oder dergleichen gab es bisher auch keine. Aber im Norden sind wir ja zum Wracktauchen, mal abwarten wie es dann im Süden aussieht.
Nun sitze ich hier seit rund drei Stunden an diesen paar Zeilen dran, denn es gibt jede Menge interessante Leute hier an Board, mit denen man noch interessantere Unterhaltungen führen kann. Und das werde ich jetzt auch noch ein wenig tun, bis ich mich ins Bett schmeiß 🙂
10. März 2013
Unser erster Tauchgang an diesem Tag führte uns in rund 36 Meter Tiefe zum Wrack der Rosalie Moller. Das Wasser war trübe und aufgrund der tiefe auch recht dunkel. Wir schafften es einmal dem Wrack entlang zu tauchen und entdeckten unter anderem eine alte Badewanne auf dem Meeresgrund. Die Luft war recht schnell verbraucht und zu sehen gab es dort ohnehin nicht all zu viel. Während dem Sicherheitsstopp in 5 Metern Tiefe bekamen wir Besuch von einer anderen Gruppe, unter denen auch ein paar Tech-Diver waren. Man erkannte sie leicht an den vielen Luftflaschen, die sie rund um ihre Körper geschnallt hatten.
Dann gab es erst mal lecker Frühstück und der Kapitän navigierte zum Abu Nuhas Riff, das die Schifffahrtsstraße von Gobal nach Süden hin begrenzt. Ein Fluch für die Seefahrer aber ein Segen für die Taucher, denn an diesem Riff liegen nicht weniger als 7 Wracks auf dem Meeresgrund. Als erstes besuchten wir die knapp 100m lange Carnatic, die seit rund 140 Jahren in gemütlichen 18-25 Metern Tiefe liegt. Von der ursprünglichen Ladung von Baumwolltuch und Goldmünzen war nicht mehr viel zu sehen, allerdings konnte man ganz gemütlich durch das innere des Schiffs schwimmen und alle Winkel erkunden. In dieser Tiefe hält die Luft auch wesentlich länger, was mir einen schönen Tauchgang von 51 Minuten bescherte. Es machte richtig Spaß durch die ehemaligen Laderäume zu schwimmen und die vielen Korallen zu bewundern. Die Carnatic würde ich nicht als Wrack sondern eher als „Stahl-Riff“ bezeichnen, denn der Korallenbewuchs ist wirklich enorm und sehr farbenprächtig.
Nach der darauf folgenden Mittagspause ging es zum direkten Nachbarn, der Chrisoula K. Dieser französische Stückgutfrachter hatte zum Zeitpunkt seines Untergangs italienische Bodenfließen geladen, welche immer noch schön gestapelt und zusammengezurrt am Meeresgrund liegen. Die Aufbauten des Schiffes sind zum größten Teil noch gut erhalten und ich wagte einen Besuch in einem Raum der wie eine Küche aussah, zumindest war ein Herd zu sehen. Auch hier war der Korallenbewuchs sehr schön und die maximale Tiefe betrug rund 24 Meter. Am Heck begegnete ich unter anderen einem schönen Blaupunktrochen, den ich augenblicklich auf meiner SD-Karte festhielt 🙂
Das war dann auch schon der letzte Tauchgang des Tages, denn um 16 Uhr machten wir die Leinen los und starteten unsere rund 12-stündige Reise in den Süden zu den Brother Islands. Mehr dazu gibt’s im nächsten Beitrag!
Achja, noch eine Besonderheit: Da ich ja mittlerweile wieder daheim bin, kann ich euch zum ersten Mal fertig bearbeitete Bilder zur Verfügung stellen. Ja, einige davon habe ich sicher auch kaputt bearbeitet, aber im Großen und Ganzen find ich das Ergebnis ganz gut.
Hi Simon,
wahnsinnig tolle Fotos! Ägypten ist eben immer eine Reise wert… 🙂 Welche Kamera verwendest du?
lg Martin
Hi Martin! Freut mich das dir die Bilder gefallen. Ich verwende die Fuji F200EXR mit passendem UW Gehäuse von Fuji. LG