Weltreise Zusammenfassung
Seit ich wieder zu Hause in meinem Keller sitze vergeht die Zeit wie im Flug, denn jetzt sind es bereits über zwei Monate seit meiner Rückkehr. Die Erinnerungen werden schwächer, der Alltag kehrt immer mehr ein. Waren es am Anfang noch mehrere Stunden täglich, so denke, schreibe oder rede ich heute nur mehr sporadisch über meine Weltreisezeiten.
Da stellt sich ein ganzer Haufen Fragen: Was ist geblieben? Was hat es gebracht? Inwiefern hat es mich verändert? War es die richtige Entscheidung so etwas zu machen? Was hat mich überhaupt auf so eine Idee gebracht? War es die Mühe wert? Was war das Schönste, Tollste, Beste daran? Wo ist der optimale Ort um sein Leben zu leben? Gibt es diesen überhaupt? Was sollte man unbedingt gesehen haben, wo sollte man unbedingt hingehen und auf was kann man getrost verzichten? Wer sollte so etwas machen und wer nicht? Diese und viele andere Fragen kreisen in meinem Kopf und ich werde versuchen, sie im folgenden Text zu beantworten.
Der schiere Umfang und die Dauer der ganzen Sache machen es erst einmal schwer irgendwo anzufangen. Also beginnen wir doch ganz einfach beim Anfang 🙂 Wie kommt man zu so einer Idee? Und die erste Antwort ist gleich wieder eine Frage: Was für eine Idee? Angefangen hat das Ganze mit einem großen Interesse an Neuseeland und ich habe mehrere Kurzurlaube dort detailliert organisiert und geplant und mangels Zeit (Job!) und Reisepartner (große Klappe, nix dahinter) nie umgesetzt. Dasselbe gilt für Tauchurlaub in Australien.
Bei mir kam zusätzlich dazu, das ich mit meiner damaligen beruflichen Situation total unzufrieden war, ein bisschen Geld auf der Seite hatte und keine Sorge einen neuen Job zu finden. So marschierte ich an einem schönen Nachmittag zu meinem Chef ins Büro, kündigte meinen Job und fuhr gemütlich nach Hause. Ich deinstallierte sämtliche Spiele von meinem Computer, legte alles beiseite was sinnlos Geld und Zeit kostete und begann nachzudenken.
Ohne auch nur eine Ahnung zu haben was ich nun machen werde, sah ich mir Stellenanzeigen durch, kontaktierte einige Bekannte und hatte innerhalb von wenigen Tagen einen neuen Job gefunden. Und dieser war – als eindeutiges Zeichen „JETZT ODER NIE!“ – auf 6 Monate befristet. Für mich bedeutete das 6 Monate Zeit für die Planung zu haben, noch ein bisschen Geld anzusparen und dann für unbestimmte Zeit wer weiß wohin zu gehen.
Die ersten großen Enttäuschungen und Umplanungen erfolgten dann, als ich mich erstmals genau über die ganzen strengen Visumsregelungen in sämtlichen Ländern informierte. Mit Aufenthalten im Monatsbereich hatte ich nämlich davor niemals geplant. Nach kurzer Zeit war klar: Australien muss als Basis herhalten. Da man dort als Österreicher wie auch in Neuseeland drei Monate am Stück bleiben darf, aber im Gegensatz zur Kiwi Insel schon nach 24 Stunden für weitere drei Monate einreisen darf, war dies die einzige Möglichkeit, meine gewünschten Ziele sinnvoll abzuklappern.
Da musste natürlich das Klima in den jeweiligen Ländern berücksichtigt werden, was sich schon alleine für Australien als überaus unberechenbar und kompliziert herausgestellt hat. Ich entwickelte schließlich einen groben Plan meiner Reiseroute und eine genaue, tägliche Budgetplanung mit mehreren Kostengruppen. Dazu bastelte ich in wochenlanger Arbeit ein Excel-Sheet, welches ich in Bälde zum Download bereitstellen werde. Ich wusste also schon bevor ich losfuhr, wie viel Dollar zb. mein durchschnittliches Mittagessen in Australien kosten darf, damit ich nicht nach 4 Monaten pleite und ohne Benzin im Outback stehen bleibe.
Die ganzen Kosten waren mehr als nur niedrig angesetzt und ich limitierte meine Planung erst einmal auf die ersten 8 Monate der Reise. Diese sollte dann auf 12 Monate verlängert werden können, falls nach 8 Monaten Geld übrig bleibt. Dazu muss immer gesagt werden, dass Österreicher zu diesem Zeitpunkt weder in Neuseeland noch in Australien Work-and-Travel machen durften. Also musste ich mit einem fixen Budget ohne Zusatzverdienste planen und auskommen.
Auf den Webseiten von Reisebine habe ich mich ausführlich informiert und auch dort eines der damaligen Flugticketangebote gebucht. Genau genommen habe ich ein 12 Monats Open End Ticket München -> Australien -> München von Etihad gebucht. Das ermöglichte mir jederzeit volle Flexibilität bei der Reiseplanung. Auf ein Willkommenspaket oder irgendeine Starthilfe verzichtete ich grundsätzlich, da es sich dabei um massenhaft angebotene Leistungen für DEUTSCHE handelte. Und wollte ich in Australien wirklich von Deutschen umgeben sein? Neeeee…ist nichts persönliches, aber nach Australien geh ich nicht um mir deutsche besoffene Teenager anzusehen.
In den ersten Wochen nachdem ich das Flugticket gebucht hatte, suchte ich jedenfalls verzweifelt nach Reisepartnern, legte dies doch schnell wieder ad Acta. Zu sehr unterschieden sich die Interessen und Bedürfnisse und zu viele negative Erfahrungen hatte ich ohnehin schon gesammelt. Also war es klar: Die Sache wird eine One-Man-Show werden! Ziemlich schnell wuchs in mir die Idee, die Erlebnisse jeden Tages detailliert und mit Bildern in Echtzeit auf einem Blog zu veröffentlichen. Leider habe ich das Potential dieser Idee damals nicht erkannt, denn damit würde ich mit dem heutigen Wissensstand problemlos Geld- und Ausrüstungssponsoren bekommen können.
Mittlerweile hatte ich Seiten wie CouchSurfing (Achtung: mittlerweile kommerziell betrieben!) und Hospitality Club entdeckt und plante, solche Plattformen auf meiner Reise aktiv zu nutzen. Eine weitere wichtige und ich glaube auschlaggebende Beeinflussung meiner Reiseplanung fand dann statt, als ich vom ConFest Festival in New South Wales erfuhr. Wer meinen Blog kennt weiß worum es sich dabei handelt und das dieses Festival zwei Mal jährlich seit über 30 Jahren mitten im australischen Outback stattfindet.
Viele Leute hatten mir gesagt „Du musst unbedingt nach Sydney und das Feuerwerk anschauen, bla, bla.“ Aber wer sagt dass ich mit hunderttausenden Menschen in einer Großstadt am Hafen rumstehen will und ein Feuerwerk anschauen, das man rund um den Globus im Fernsehen sehen kann? Dann doch lieber mit Schlamm und Farbe bekleckerte, nackte, wild schreiende und herumhüpfende Hippies mitten zwischen den giftigsten Schlangen und Spinnen des Planeten betrachten und ein paar 60er Jahre Drogen ausprobieren. Wie oft im Leben hat man so eine Gelegenheit? Feuerwerk in Sydney, pffff.
Schließlich plante ich eine Reise in fremde Kulturen und fremde Länder und war für alles noch so außergewöhnliche offen. Zusätzlich begann ich natürlich all meinen Bekannten, Verwandten und Freunden von meiner geplanten Reise zu erzählen. Dann passierte etwas vollkommen Unerwartetes: Ich hatte nach wenigen Wochen ein ganzes Netzwerk an Leuten in verschiedenen Ländern, bei denen ich aus den unterschiedlichsten Gründen willkommen war 🙂 So konnte ich meine Kostenrechnung auch wieder ein wenig auflockern und mit der ein oder anderen kostenlosen Übernachtung rechnen. Im Nachhinein muss ich natürlich sagen, das meine Reise in diesem Umfang NIEMALS ohne die grenzenlose Unterstützung vieler, mir bis dahin völlig fremder Menschen, möglich gewesen wäre. Dafür werde ich mich, sollte ich die Gelegenheit haben, natürlich grenzenlos revanchieren 🙂
Dann begannen die typischen Entscheidungen wie „Welche und wie viele Lonely Planets nehme ich denn nun mit?“ (Lonely Planet ist eine der bekanntesten Reiseführer für die unterschiedlichsten Länder). Die genannte Frage löste ich dabei ganz einfach: Gar keinen. Diese Bücher haben ihren Zweck mehr als verfehlt, denn ein Planet kann nicht Lonely sein, wenn Millionen von Leuten mit denselben Büchern durch die Gegend wandern. Das schien für mich jedenfalls logisch und hat sich ehrlich gesagt während der Reise mehr als nur bestätigt. Damals wusste ich es nicht, aber die besten, aktuellsten und interessantesten Informationen bekommt man immer von Leuten, die man unterwegs trifft. Ansonsten hat jedes noch so kleine Puff in zb. Australien oder Neuseeland eine Touristeninformation, wo man mit Broschüren und Karten überhäuft wird.
Überhaupt der ganze Bedarf an Ausrüstung musste ermittelt und gekauft werden und ich entschied mich ziemlich schnell für Markenprodukte von Globetrotter, um langlebige Ausrüstung mit geringem Pack Maß und Gewicht zu bekommen. Das habe ich zu keinem Zeitpunkt bereut. Im Gegensatz dazu habe ich aber auch billige Funktionsshirts auf Amazon gekauft und finde diese ebenso spitze. Lustige Momente gab es dabei zum Beispiel, als ich mit der Küchenwaage Unterhosen und Socken abgewogen habe, und meine Schwester mich ziemlich fragend ankuckte. Naja, jedes Gramm zählte 😀
Die Technik, welche ja bei mir eine besonders wichtige Rolle übernehmen sollte, hatte ich auch fein säuberlich ausgewählt und zusammenbestellt. Eine Kompaktkamera von Fujifilm und ein EeePC von Acer sowie jede Menge Zubehör sollten mir für die nächsten 12 Monate zur Seite stehen. Ich denke für die Ausrüstung und die Technik wird es früher oder später noch eine detaillierte Auflistung mit Einzelbewertungen und Bildern mit Abnutzungserscheinungen von 12 Monaten Extrem Belastung geben.
Für den Moment bleiben wir aber beim Thema: Die Vorbereitungen der Reise waren also so gut wie abgeschlossen, alle Formalitäten geklärt, Tickets und Ausrüstung gekauft. Alles war fein säuberlich eingepackt, zusammengestellt und bereit zur Abreise. Die letzten Tage vergingen. Meine Nervosität stieg (für mich oftmals unbewusst) stündlich und mit einem Moment war es soweit.
Der Abschied war kaltblütig geplant und auf Schnelligkeit ausgelegt. Eine kurze Umarmung, ein „tschüss“, Koffer, Auto, weg. Ein kurzes Kratzen im Hals, einmal schlucken und Nase hochziehen und weg war‘s. Und das war auch gut so. Denn für Emotionsausbrüche war die falsche Zeit. Autobahn, München, Paulaner, Flugzeug, Heineken, Essen, Heineken, Film. Das nächste Erlebnis das ich wohl meinen Lebtag nicht vergessen werde, ist der Anflug auf den Flughafen in Abu Dhabi um ungefähr 7 Uhr in der Früh. Die künstlichen Inseln bei Dubai lagen im Wasser vor der Küste, während die Sonne am Horizont aufging und in sämtlichen Farben über den Ozean schimmerte. Ich könnte mich jetzt noch dafür ohrfeigen, dass ich zu faul war, meine Kamera aus dem Gepäckfach zu holen und ein Bild zu machen.
So machte ich dieses erste Bild einer epischen Reise eben einige Minuten später auf meinem Zimmer im Abu Dhabi Airport Hotel und schlief dort anschließend für einige Stunden. Die erste „Nacht“ weg von zu Hause, die erste Nacht völlig auf mich alleine gestellt. Es machte Spaß. Keine Spur von Angst oder Verunsicherung. Auf dem Weg zu meinem Anschlussflug nach Melbourne schlenderte ich durch den riesigen Flughafenkomplex. Ein Gefühl das sich nicht mit Worten beschreiben lässt. Ich und die Welt. Solange mein Geld reicht. Alles ist möglich. Alles ist offen. Alles. Was werde ich daraus machen?
Unendlich viele Flugstunden später landete ich in der australischen Millionenmetropole Melbourne. Jetlag. 10 Stunden Zeitunterschied. Eine heiße und mit Abgasen erfüllte Luft schlug mir entgegen, als ich meinen Fuß zum ersten Mal nach draußen setze. Mit dem Bus ging es ins Stadtzentrum zum Hauptbahnhof, wo bereits alle Schalter geschlossen hatten und man nur am Automaten Karten kaufen konnte. Blöderweise hatte ich nur 50 Dollar Scheine und die Maschine akzeptierte höchstens 20 Dollar Noten. Auch meine Kredit- und Bankomatkarten wollte sie nicht annehmen. Es näherte sich mir ein schwarzer Mann mit Anzug und Krawatte und fragt mich, ob er mir weiterhelfen könne.
Es schien sich um einen hilfsbereiten Passanten zu handeln und ich fragte ihn, ob er mir meine 50 Dollar Scheine wechseln könne. Nach einem Blick in seine Geldbörse verneinte er, schob mich zur Seite und fragte wohin ich wolle. Verdutzt sagte ich irgendwas von Zone 2 und staunte nicht schlecht, als der Mann seine EC-Karte in den Automaten steckte, ein Ticket für mich kaufte und es mir in die Hand drückte. Ein bisschen überfordert von der Situation steckte ich ihm sämtliche Münzen im Münzfach meiner Geldtasche zu und bedankte mich hundert Mal.
Die Jagd nach dem richtigen Zug begann…
…so oder so ähnlich könnte sich der Anfang eines eventuell in einiger Zeit erscheinenden Buches anhören. Wenn du diese Geschichte weiterlesen möchtest, teile mir bitte mit, wie viel dir das Wert wäre.
Um noch einige der obigen Fragen vorweg zu beantworten: Absolut jeder Mensch auf diesem Planeten sollte sich absolut jeden Ort und jeden anderen Menschen auf diesem Planeten ohne Vorbehalte und Vorurteile ansehen. Es ist jede Sekunde und jeden Cent wert, denn das was man dafür bekommt, ist unbezahlbar. Es gibt kein Schönstes, Bestes und Tollstes, denn jeder muss und wird diese Erfahrung nur für sich selber machen können.
Ich war auch schon vor der Reise ein bisschen in Träumer, aber nun habe ich gesehen das viele Menschen aus verschiedensten Ländern und sozialen Schichten meine Meinung teilen. Wir können gemeinsam eine bessere Welt erschaffen.
Spread the word!
Hallo,
nach so langer Zeit des stillen mitlesens wollte ich jetzt doch noch meinen Senf dazu geben…
erst mal – vielen Dank für die ausführlichen Berichte über deine Reise!
Ich bin inzwischen selbst in Australien & Neuseeland gewesen und es war sehr hilfreich vorher schon einmal von verschieden Ecken dort gehört zu haben etc… zumal es immer kurzweilig zu lesen war. 😉
Des weiteren möchte ich dir zustimmen – so eine Reise (meine dauerte nur 3 Monate) ist es auf jeden Fall wert gemacht zu werden und die Erfahrungen daraus möchte ich nicht missen.
Na dann… auf die nächste Reise…
Viele Grüße aus dem Schwabenland…
Dunja
Ah, hier frgst du nun also doch! Die Videos kann ich mir leider nicht angucken, weil die Verbindung zu schlecht ist. Aber ich werd mich hier mal umsehen! Bis demnechst!