Venedig: Von Markusplatz bis Biennale
Hallo und schönen guten Morgen in Venedig. Es ist Anfang Juni und wir beginnen gerade unseren zweiten Tag in der Lagunenstadt. Direkt im historischen Zentrum haben wir ein Gästezimmer bei unserem Gastgeber Lolli gemietet. Das Haus bzw. dessen Fundamente sind über 1000 Jahre alt und seit vielen Generationen im Familienbesitz.
Vom ehemaligen Glanz der Stadt ist allerdings nicht mehr viel zu sehen. Obwohl sich die Touristenzahlen seit Jahrzehnten steigern, ist vom Seehandel und dem damit generierten Reichtum rein gar nichts mehr übrig. Und immer mehr Touristen verschlimmern noch die Probleme. Vom „Eintrittsgeld nach Venedig“ habt ihr bestimmt schon gehört. Wir waren übrigens davon ausgenommen, weil wir direkt im Zentrum übernachtet haben.
Und von da war unser Weg an diesem morgen auch nicht mehr weit zum Markusplatz, den man sich als Venedig Tourist schon mal anschauen sollte. Wie zu erwarten war da natürlich viel los, als wir gegen 9 Uhr vormittags über den schönsten Festsaal Europas spazierten, wie Napoleon ihn offenbar nannte. Die typischen Venedig Gondeln mit den Gondolieri in gestreiften Hemden passierten beinahe im Sekundentakt. Mobile Souvenirläden säumten den Weg. Verschiedene Touristengruppen liefen im Gänsemarsch durch die Gegend.
Was man an Venedig wirklich positiv erwähnen muss ist der komplett fehlende Autoverkehr. Nicht nur der Markusplatz, sondern eigentlich die gesamte Altstadt ist eine große Fußgängerzone. Was uns hingegen wirklich negativ auffiel, waren zum Beispiel die horrenden Eintrittspreise für Orte, die anderswo ganz selbstverständlich kostenlos wären. Renovierung hin oder her – €30 Eintritt für eine popelige Kirche fand ich dann schon ein bisschen übertrieben.
Doch draußen schien die Sonne, der Himmel war blau und wir hatten eigentlich garkeinen Bedarf, irgendwelche Gebäude von innen zu sehen. So spazierten wir weiter über den Markusplatz und wieder nach vorne an den Canal Grande, wo sich auch ein kleiner Park befindet. Wir spazierten die Promenade entlang und vorbei an den Bootanlegestellen. Irgendwie bekamen wir wieder Lust auf Bootfahren. Zwischen den Touristengrüppchen fanden wir unseren Weg in einen Wasserbus.
Erstmal ging es von Haltestelle zu Haltestelle und die Grüppchen stiegen aus und ein. Gar nicht lustig ist das, wenn man sich bereits im Boot befindet und an einer Anlegestelle eine solche Gruppe ins Boot zusteigt. Im Fall der zahlreichen amerikanischen Touristengruppen, welche man sehr einfach an ihrem Kleidungsstil und ihrem unübersehbaren Übergewicht erkennen konnte, war das besonders bedrohlich. Wie viele kommen da noch und wird es das Boot aushalten?
Ja, ich habe nicht gewusst das Venedig bei den Amerikanern so beliebt ist. Auf meinen Reisen auf der ganzen Welt habe ich bisher eigentlich kaum irgendwelche Amis getroffen. Da ist das hier schon eine echte Ausnahme. Naja wie dem auch sei. Was ich auch noch sehr empfehlen kann in Venedig sind die Supermärkte. Von außen oft schwer zu sehen hilft da Google Maps sehr gut weiter. Es sind allerdings keine Supermärkte, sondern eher Delikatessenläden.
Gut sortiert, tolle Qualität und dann auch noch sehr preiswert. Wir genossen jedenfalls unser mitgebrachtes Frühstück im Wasserbus während wir so durch die Gegend schipperten. Ganz spontan entschieden wir dann, irgendwie glaube ich auch mit dem Gedanken den Massen zu entkommen, auf die rund 40 Minuten entfernte Insel Burano zu fahren. Am frühen Nachmittag kamen wir schließlich an.
Und, wer hätte das gedacht, fanden wir uns schon wieder zwischen Kanälen, Häuserreihen und Menschenmassen. Die Häuser auf Burano waren allerdings noch eine Ecke bunter als anderswo. Wahrscheinlich deshalb, weil die Seemänner hier in der Gegend noch besoffener waren als anderswo. Ihre Häuser haben sie angeblich deshalb so bunt gestrichen, um bei der Heimkehr den eigenen Anlegeplatz einfacher zu finden.
Den Kirchturm der Chiesa di San Martino haben sie im Übrigen auch ziemlich schief gebaut. Die Insel Burano ist eine der größten und eine der am dichtesten besiedelten Inseln in der Lagune von Venedig. Grünflächen gibt es nur wenige. Kein Wunder also, dass Yuly und ich lange suchen mussten, bis wir einen kleinen Park mit Sitzgelegenheiten entdeckten.
Nachdem wir kreuz und quer über die rund 400 mal 600 Meter große Insel gelaufen waren, entschieden wir uns schließlich die Heimfahrt anzutreten. Am späten Nachmittag waren wir dann zurück in der Altstadt von Venedig. Viele Touristengruppen waren bereits abgereist, es schien auch an den höher frequentierten Stellen ein wenig Ruhe eingekehrt zu sein. Für ein paar kurze Stunden stürzten wir uns noch in die Welt der Kunst.
Zur Zeit unseres Aufenthalts war nämlich gerade die 60. Internationale Kunstausstellung in Venedig, wo es an den unterschiedlichen Standorten die verschiedensten Ausstellungen zu sehen gab. Einige davon sahen wir uns noch an, bevor wir uns am frühen Abend ein Essen mit nach Hause nahmen. So viel Action den ganzen Tag macht ziemlich müde. Venedig bei Nacht ließen wir also aus und genossen stattdessen den letzten Abend in unserem kleinen Gästezimmer.
Morgen wird es noch ein letztes Mal auf Venedig Tour gehen, bis wir am Mittag zum Flughafen und von da zu unserer nächsten Station reisen werden. Mehr dazu im nächsten Beitrag. Ich freu mich drauf, bis dann!
Danke fuer diesen humorvollen Post!!!: ‚…die Seemänner hier in der Gegend noch besoffener waren als anderswo. Ihre Häuser haben sie angeblich deshalb so bunt gestrichen, um bei der Heimkehr den eigenen Anlegeplatz einfacher zu finden…‘ hahaha, Simon du bist einfach Spitze!!!!
In Venedig sind wir noch nie gewesen. Danke fuer die coolen Fotos!
LG aus dem heissen Australien