Venedig: Von Murano bis Lido

Bereits sehr früh morgens verabschiedeten wir uns aus Wien, als wir die Koffer ins Taxi luden. Um diese Zeit war es unsere einzige Möglichkeit, zum Flughafen zu gelangen. Bei Ryanair hatte ich uns zwei Tickets nach Venedig gekauft. Und das zum sensationellen Preis von unter €30 das Stück. Vom Zugfahren hatte ich ohnehin noch ein schlechtes Gewissen, hieß es dort doch mit diesem Ticket würden wir 145kg CO2 einsparen.

Höchste Zeit also der Natur das gute CO2 zurückzugeben. Abwicklung, Flug und Service waren für uns recht zufriedenstellend. Dass Ryanair eine sogenannte Billigfluglinie ist, merkte ich nur am online Check-In Prozess, wo ich unzählige zusätzliche Angebote wegklicken musste. Auch fürs nebeneinandersitzen wollte uns die Airline eine zusätzliche Gebühr verrechnen.

Man hatte den Eindruck Ryanair verdient mit allem Geld, nur nicht mit den eigentlichen Tickets. Doch bei dieser Erpressung spielten wir schon aus Prinzip nicht mit. Yuly setzten sie also in die zweite Reihe ganz links und mich in die dritte Reihe ganz rechts. Besonders lustig dabei war, dass die halbe Maschine und auch die Sitze neben uns gähnend leer waren. Wir sahen dennoch davon ab, uns nach dem Start umzusetzen und nach einer knappen Stunde Flug landeten wir eh schon in Venedig.

Der Landeanflug war dabei besonders beeindruckend, als ich aus der Luft sehen konnte, was wir in den nächsten Tagen erkunden werden. Der Flughafen Marco Polo war dann der erste überhaupt, den ich per Boot verließ. Anstatt nämlich mit irgendeinem Bus oder Zug hinaus in die Lagune zu fahren, entschieden wir uns für ein Wassertaxi. Dieses brachte uns in einer gemütlichen Fahrt auf direktem Weg nach Murano. Diese Insel liegt ein wenig nördlich zwischen dem eigentlichen Venedig und dem Flughafen.

Zu den anderen Touristen hatten wir so einen zeitlichen Vorsprung und gehörten sichtlich zu den ersten, die an diesem Morgen an der Murano Colonna vom Boot stiegen. Und unweit von da entstand dann das Titelbild des heutigen Beitrags. Bunte Häuser an einen Kanal gereiht, ganz am Ende sieht man noch den Kirchturm auf der benachbarten Friedhofs-Insel San Michele.

Es war ein schöner Morgen und wir konnten unseren kurzen Aufenthalt ganz gemütlich und ohne Menschenmassen beginnen. Da wir schon geraume Zeit auf den Beinen waren, hielten wir erstmal Ausschau nach einem Frühstück. Im Supermarkt deckten wir uns mit Getränken und Snacks ein und spazierten dann vorbei an endlosen Schaufenstern mit Glaswaren aller Art. Das Glas ist es auch, wofür Murano weltbekannt ist.

Schon im 13. Jahrhundert wurden die Produktionsstätten der Glasbläser nämlich wegen der hohen Brandgefahr von der Altstadt auf die etwas abgelegene Insel ausgelagert. Wir waren allerdings nicht auf der Suche nach Glas, sondern Porzellan. Und das am besten mit etwas zu essen drauf. Warme Speisen konnten wir am Vormittag allerdings keine finden und so begnügten wir uns mit einem Kaffee und einem Sandwich.

Der Kaffee fiel dabei so groß aus, dass wir Mühe hatten alles zu trinken. Typisch italienisch halt. Gestärkt und gut gelaunt ging es weiter Richtung Leuchtturm. Den Koffer, wenn auch ziemlich klein, die ganze Zeit mitzuschleppen war schon ziemlich nervig geworden und so wollten wir erstmal kurz zu unserer Unterkunft um die Sachen abzuladen. Der nächste Wasserbus brachte uns auf seiner Route vorbei am Friedhof und hinein in die Altstadt von Venedig.

Wir passierten den Markusplatz und diverse andere Stationen, ehe wir im Stadtteil Dorsoduro unseren Koffer wieder über festen Boden rollten. Das Reihenhäuschen von Lolli hatten wir schnell gefunden und unser Gepäck in den ersten Stock gehievt. Über eine bekannte amerikanische Buchungsplattform haben wir hier in bester Lage ein Gästezimmer ergattert. Nach einem kurzen kennenlernen und einem weiteren riesengroßen Kaffee, machten wir uns erneut auf den Weg.

Es ging direkt wieder aufs Wasser, was in Venedig ja immer nur ein paar Schritte entfernt ist. Wir ergatterten gute Sitzplätze am Außenbereich eines Wasserbusses und entschlossen uns weit hinaus zu fahren. Genauer gesagt bis nach Lido. Diese langgestreckte Insel bildet gemeinsam mit zwei anderen die äußere Begrenzung der Lagune von Venedig.

Nach einem sonnigen Sparziergang an der Promenade war es auch schon recht spät geworden und eine Fahrrad Tour wollten wir nicht mehr machen. Stattdessen schipperten wir zurück in die Altstadt, wo wir ein paar der 127 Inseln unsicher machten. Wir schlängelten uns durch enge Gassen, über zahlreiche Brücken und fast immer entlang irgendeines Kanals.

Die über tausendjährige Geschichte der Stadt konnte man buchstäblich an jedem Mauerstein erkennen. Doch auch wir waren schon lange auf den Beinen und mittlerweile recht hungrig geworden. Auf der Suche nach Pizza klapperten wir die Restaurants bzw. deren Speisekarten ab. An der Zattere Promenade am Canal Grande war die Abendsonne sehr angenehm und die Umgebung zugleich recht ruhig.

Wir entschieden uns für ein Restaurant auf einem Ponton, dekoriert mit bunten Blümchen und toller Aussicht über das Wasser. Die Pizzen waren sehr lecker und eindeutig ihr Geld wert. Wahrscheinlich war es die erste echte Pizza die Yuly überhaupt gegessen hat. Satt und zufrieden gingen wir auf einen Verdauungsspaziergang, wo wir unter anderem an der Ponte dell’Accademia vorbeikamen.

Wir ergatterten einige tolle Fotos mit Abendsonne. Ziemlich bald wurden die fetten besoffenen Amerikanerinnen, die sich dort lautstark aufhielten, allerdings ziemlich lästig. Dass an jeder Ecke diese Spritz Cocktails und allerhand Alkohol verkauft wird, tut der Stadt sicher auch keinen Gefallen. Venedig ist heutzutage halt anders. Das meinte auch Lolli, unser Vermieter.

Für uns war der Tag sowieso gelaufen, waren wir doch seit über 18 Stunden beinahe pausenlos unterwegs. Morgen werden wir einen weiteren Tag lang Venedig erkunden. Bis bald!

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