Vermischtes aus Panama
Juli/August 2017
Anstatt einem der üblichen Fortschrittsberichte, soll dieser Beitrag eher eine Sammlung all der kleinen Dinge sein, die ich bisher nirgends erwähnt habe. Und das sind eigentlich ziemlich viele. Im Dokumentieren und Niederschreiben meiner Erlebnisse bin ich ja seit nunmehr sechs Jahren ziemlich geübt, doch gibt es schon große Unterschiede zu meinen üblichen Reiseberichten.
Irgendwie einleuchtend, denn ich bin ja auf keiner Reise, sondern eher stationär hier in Panama. Und das auch noch mit Leuten die Deutsch sprechen und meinen Blog kennen. Dadurch übe ich natürlich eine gewisse Selbstzensur aus, denn meine üblichen Lästereien und Meckereien kann ich nun nicht mehr ungefiltert in die Welt hinaus posaunen 🙂
Naja, allzu viel davon gibt es eh nicht, und der enorme Klopapierverbrauch in den letzten Wochen oder die gelegentlichen psychotischen Anfälle in der „Casa de los locos“ sind vermutlich auch nicht unbedingt interessant. Den dekadenten Lebensstil mit Zigaretten, Alkohol, täglichem Fleischkonsum, Zuckerwasser und Süßigkeiten wollte ich eigentlich in Österreich zurücklassen, doch muss ich es mir hier auch jeden Tag anschauen. Eines Morgens wollte ich was wegschmeißen und öffne den Mülleimer. Leere Zigarettenschachteln, Tabaktüten, Bierdosen, Schnapsflaschen…es gibt schon Momente da frage ich mich, warum genau ich eigentlich hier bin.
Ganz zu schweigen von der alltäglichen Lärmkulisse und dem ganz normalen Chaos. Länger als bis 7 Uhr schlafen klappt nur selten. Entspannen geht, wenn überhaupt nur dann, wenn ich alleine im Haus bin. Tja, es gibt eben auch Probleme, wenn man den ganzen Tag aufeinandersitzt. Aber nichts Unüberwindbares und auch nichts wirklich Unerwartetes. Und im Notfall werde ich ein Zelt am Grundstück aufstellen und die ein oder andere Nacht alleine verbringen.
Okay, genug des Gejammers. Vermutlich bin ich eh der schlimmste von allen? Egal. Als wir jedenfalls vor einigen Wochen die vielen Spielzeuge für Sven gekauft haben (Schweißgerät, Generator, …), und er auch häufig damit rumspielt, bin ich schon ein bisschen eifersüchtig geworden. Irgendwas zu spielen wollte ich auch haben. Meine Computer in Österreich habe ich genauso wie alles Zubehör mangels Platz entweder verschenkt oder verkauft. Nur einige Bauteile meines alten Servers fanden den Weg in einen Koffer. Die fehlenden Teile habe ich bereits in Panama Stadt nachgekauft und eingelagert. Jetzt war die richtige Zeit das Ding wieder zusammenzuschrauben.
Im Endeffekt war es mehr Arbeit die ganzen Teile und Werkzeuge zu finden, als das eigentliche Zusammenbauen des Rechners. Nun steht er da in der Ecke und lüftet sich einen runter. Oft einschalten werde ich ihn vermutlich nicht. Und mit Computergeschichten langweiligen wollte ich heute eigentlich auch nicht. Mein Büro von der Größe eines halben Quadratmeters ist jedoch bitternötig. Seit kurzem haben wir sogar einen Drucker. Denn es gibt noch viel zu planen, zu organisieren, niederzuschreiben und auszudrucken.
Ja und wir haben auch noch andere Spielzeuge. Kürzlich sind wir draufgekommen, dass die billigen $3 Macheten aus gestanztem Blech besser sind, als unsere hochwertigen Stahl Macheten.
Die billigen Dinger sind erstens mal viel länger, was insbesondere bei den bösen Palmen hilft, weniger Stachel in die Finger zu kriegen. Zweitens sind sie viel flexibler und ordentlich nachgeschärft gleiten sie überall wie durch Butter. Das hilft jetzt zwar alles ein wenig, die fast vier Hektar aber wollen und können wir nicht alleine saubermachen.
Deshalb haben wir für ein paar Tage einige Arbeiter engagiert, die uns tatkräftig beim Entfernen des Gestrüpps unterstützten. Das teilweise schon hüfthoch gewachsene Gras war allerdings ein Fall für die Kühe. Die hinterlassen neben etlichen Schädlingen und Parasiten auch gleich ein wenig stinkenden Dünger im Garten. Mittlerweile ist der jetzt fast komplett vom Gestrüpp befreit, doch Sven stört sich an den nun am Boden liegenden Blättern und Ästen. Was tun? Wer weiß, vielleicht machen wir bald ein größeres Feuerchen 🙂
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war der Besuch des Vermessers Mitte letzter Woche. Er hat ein knapp 12.000m² großes Stück abgemessen, welches wir von unserem Grundstück abtrennen werden. Daraus sollen dann zwei kleinere Grundstücke entstehen, die beide bereits an Gleichgesinnte verkauft sind. Bald sollte ich die gestempelten Pläne bekommen, die der Anwalt dann einreichen und im Grundbuch eintragen lassen kann. Ein weiterer Papiertiger? Wir werden sehen.
Ja und was machen wir sonst so? Wir fressen und saufen wie die Könige, machen dauernd irgendwelche Ausflüge und genießen das Leben in Santa Fe. Mehr dazu im nächsten Beitrag!
Hi Simon, ich glaube von der Realität und der Macht der Gewohnheit wird man immer wieder uzw. ein Leben lang eingeholt, egal wo man sich auf der Welt befindet ? Beim Lesen des oberen Teil deines Berichts mit dem Hinweis vom „enormen Klopapierverbrauch“ machte ich mir ernsthaft Sorgen um deinen Verdauungshaushalt, diese konntest du Gott sei Dank mit dem Satz „Wir fressen …..“ wieder relativieren – Grins, Grins ? Nimm’s locker, SG aus „Santa Dorabira“.
Hi Gerhard! Nein mit meiner Verdauung ist alles bestens, ich lebe sehr gesund hier. Die Macht der Gewohnheit hat mich nicht eingeholt, nur mein Umfeld wie es scheint. Rauchen und saufen tue ich jedenfalls nicht, ich schaue nur zu dabei 🙂
„Wir fressen und saufen wie die Könige, machen dauernd irgendwelche Ausflüge und genießen das Leben in Santa Fe.“ -> Ja, versau uns nicht unsere irrige Meinung, dass es anders wäre. Halte an deinen 1-2 Stunden Arbeit pro Tag fest, und dass ihr andere arbeiten lässt – alles andere wäre eine Enttäuschung ! Europäer haben eine Tradition als „Eroberer“. 🙂