Von Venedig zur Côte d’Azur
Ein drittes und letztes Mal möchte ich euch in Venedig begrüßen, wo wir gerade noch schnell einen Frühstückskaffee zubereiten. Unser letzter Tag hat begonnen und wir sind schon früh auf den Beinen, denn vor unserem Abflug am Nachmittag wollen wir noch ein letztes Mal auf Venedig Entdeckungstour gehen. Mit dem ganzen Gepäck im Schlepptau konnten wir uns allerdings nicht mehr allzu viel vornehmen.
Auf ging es in Richtung Norden, wo wir quer durch den Stadtteil San Marco spazierten. So früh morgens war touristisch noch wenig los, doch rund um die Kanäle und in den engen Gassen herrschte ein buntes Treiben. Hier mitten im Stadtzentrum funktioniert vieles noch wie vor tausend Jahren. Der Warentransport findet mittels Handkarren statt, die noch dazu ständig über Brücken geschoben werden müssen.
Die Karren haben dazu eine spezielle Bauform und zusätzliche Stützräder, um das ständige auf und ab einfacher zu gestalten. Die Müllabfuhr funktioniert ähnlich, auch wenn das Müllabfuhrboot einen Kran hat. Feuerwehr, Ambulanz und Carabinieri verfügen ebenso über eigene Bootsflotten wie auch die Post und die Finanzpolizei. Und an diesem Morgen hatten wir tatsächlich auch mit der italienischen Polizei zu tun.
Wir fanden nämlich die Brieftasche eines Australiers am Boden liegen und wollten diese eben mal schnell abgeben. Das Ganze mündete jedoch in jeder Menge Bürokratie und wir standen uns die Beine in den Bauch, während die Politesse die Fundanzeige ausfüllte. Eine halbe Stunde später war das aber erledigt und wir wurden entlassen. Über verschlungene Wege führte mich Yuly sodann zur nächsten Station, der Libreria Acqua Alta.
Mit 25.000 Google Reviews jetzt nicht unbedingt ein Geheimtipp, ist diese winzige Bücherei wahrlich ein Unikat. Vor allem wegen der tollen Foto Kulissen wollte Yuly dort kurz vorbeischauen. Es war noch nicht so viel los und man konnte sich halbwegs frei bewegen. Trotzdem musste ich mit dem Koffer und den Rucksäcken vor dem Eingang warten und wir gingen getrennte Runden.
Geht man erst mal durch die vollgestellten Räume durch, kommt man in einen kleinen Hof am Rande eines Kanals. Dort führen gestapelte Bücher in Form einer Treppe an den oberen Rand der Mauer, welche den Hof begrenzt. Und genau von dort habe ich das heutige Titelbild aufgenommen. Zum Beweis hier nochmal ein Foto. Ich war da!
Weiter ging es durch die Gassen bis wir schließlich ganz am nördlichen Ende der Insel angelangt waren. An der Station Fondamenta Nove bestiegen wir den nächsten Wasserbus und fuhren nach Murano. Hier hatte unsere Tour vor knapp 48 Stunden begonnen und von hier werden wir in wenigen Stunden auch den Rückweg zum Flughafen antreten. Doch zuerst wollten wir nochmal einen Abstecher in den Supermarkt vom letzten Mal machen.
Das anschließende Frühstück fiel etwas unbequem aus, da es zwischenzeitlich zu regnen begonnen hatte und wir uns mit all unserem Gepäck unter der Markise vor einem Geschäft untergestellt hatten. Doch bevor uns die Besitzer mit dem Besen davonjagen mussten, war der kurze Regenschauer auch schon wieder vorbei. Und Yuly hatte noch super viel Zeit einen Haufen Souvenirs zu kaufen. Ja, unser Boot zum Flughafen war sogar so gut geplant, dass wir uns noch eine Vorführung in einer Glasbläserei anschauen konnten.
Viele Besucher waren aktuell nicht vor Ort und wir konnten in den ersten Reihen sitzen. Ja diese Glasbläserei sieht ja irgendwie super einfach aus. Irgendwann will ich das auch mal probieren. Nach einer halben Stunde wurde uns dann ziemlich heiß und wir gingen zurück ins Freie. Mittlerweile war es sowieso langsam Zeit geworden zum Anlegeplatz aufzubrechen.
Und nach kurzer Wartezeit ging es von dort auch schon los zum nahe gelegenen Marco Polo Flughafen. Ganz gemütlich gingen wir durch die Stationen und als wir am Gate angekommen waren, konnten wir auch schon direkt weiter in den Bus, welcher uns dann zum Flugzeug brachte. Im Gegensatz zu Ryanair ließ uns die Easyjet auch ohne weitere Zuzahlungen nebeneinandersitzen. Was für ein Service!
Das wichtigste von allem, nämlich das Ziel unseres rund 50-minütigen Fluges, habe ich bis jetzt nicht erwähnt. Aus gutem Grund. Bisher sagte ich nämlich immer „Nach Frankreich fahr ich nur auf Ketten!“. Genau genommen fliegen wir ja nun. Also könnte man da durchaus eine Ausnahme machen. Wie dem auch sei, wir waren in der Tat unterwegs nach Nizza, wo wir mitten am Nachmittag ankamen.
Dort wurden wir von einem äußerst netten Empfangskomitee samt tierischem Begleiter empfangen. Rund zwei Stunden lang fuhren wir dann entlang der Küste Richtung Süden. Vorbei an Olivenhainen und durch mediterrane Landschaften. Auf dem Weg blieben wir noch an einem Supermarkt stehen, wo wir mit einem Haufen Lebensmittel für die kommenden Tage eingedeckt wurden.
Ja so viel Gastfreundschaft war mir fast schon unangenehm. Und am Ziel angekommen waren wir ja noch nicht mal. In Port Grimaud, nur einen Steinwurf von Saint-Tropez entfernt, luden wir unsere Koffer schließlich wieder aus. In einer Wohnung mit beinahe Sicht aufs Meer durften wir uns einquartieren. Ein Gläschen Rotwein gönnten wir uns dann zur Ankunft an der Côte d’Azur.
Ausgerüstet mit Elektrorollern, werden wir in den nächsten Tagen die Gegend ein wenig unsicher machen. Wir freuen uns drauf, bis bald zum nächsten Beitrag!